Wofür Freie Radios stehen, Radio Dreyeckland hat es in 25 Jahren Sendergeschichte erlebt. Der Freiburger Sender verdankt seine Existenz der Anti-Atom-Bewegung, zu den „Kernthemen“ seiner Gründungszeit gehörten Hausbesetzungen und Arbeitskämpfe. 10 Jahre illegaler Sendebetrieb diesseits und jenseits der deutsch-französischen Grenze mündeten 1987 in die erste Lizenz. Mit 1600 zahlenden Mitgliedern und 200 ehrenamtlichen Radiomachern kommt RDL bis heute ohne Werbung aus. Spenden und Zuschüsse ermöglichten die Projekte „InterKonneXiones“ und „Polyphonia“, mit denen Radio Dreyeckland zum Zentrum eines internationalen Sendernetzwerkes wurde. Bis heute ist das Verhältnis zur baden-württembergischen Landesmedienanstalt nicht ungebrochen, auch wenn die dort verwalteten Gebührengelder das finanzielle Rückgrat des Freiburger Radios spürbar stärken. Radio Dreyeckland hat 25 Jahre Geschichte und ist heute ein vitales, unverzichtbares Mitglied der freien Radioszene.
1977 suchte sich der Protest gegen das geplante französische Kernkraftwerk in Fessenheim ein Medium: Die ersten UKW-Sendungen von „Radio Verte Fessenheim“ liefen über einen Sender, der heimlich auf einen Strommast von „Electricité de France“ montiert worden war. 1981 wurde aus Radio Verte Fessenheim Radio Dreyeckland; zum Konzept gehörte die Unterstützung des gemeinsamen ökologischen Kampfes der Menschen im deutsch-französisch-schweizerischen Dreiländereck. 1985 startete Radio Dreyeckland mit Unterstützung von grünen und SPD-Politikern in den „Radiofrühling“: Mit Hilfe gezielter Öffentlichkeitsarbeit und angekündigter Schwarzsendeaktionen versuchten die RDL-Akteure, in Freiburg eine Sendelizenz zu erkämpfen. Erst zwei Jahre später, 1987, hatten sie damit erstmals Erfolg. Doch im ersten legalen Betriebsjahr musste sich RDL eine UKW-Frequenz mit kommerziellen Anbietern teilen. Nach deren Rückzug konnte ab 1988 die tägliche Sendedauer bis auf 24 Stunden hoch gefahren werden.
Radio Dreyeckland ist nicht ohne die breite Unterstützung der Bewohner(innen) Freiburgs und der Region zu denken. Einst gingen 4.000 für den Sender auf die Straße, nun füllen 2.500 Menschen die Mitgliederkartei, von denen immerhin 1.600 ihr Scherflein entrichten. Immer noch imposante 200 bis 250 Bürger und Bürgerinnen beteiligen sich in 80 Redaktionen am Programm. Radio Dreyeckland ist kompromisslos international, wie es auch schon der Name nahe legt. Mehr als ein Dutzend Sprachen sind im Programm vertreten. Das in Freiburg beheimatete Projekt InterKonneXiones sorgte für die Unterstützung freier Radiosender in der südlichen Hemisphäre, das „Nachfolgeprojekt“ Polyphonia kämpft gegen Diskriminierung auf Grund von Hautfarbe, Nationalität und Geschlecht. Radio Dreyeckland ist damit weit über die Region und über Europa hinaus ein Eckstein der internationalen Radiobewegung.
Author: Hans-Uwe Daumann
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