Eine Woche Powerplay: Die Redaktion der interaktiven Spielshow „Play32“ sendete von 26. bis 31. August 2002 jeden Abend; dabei erweiterte die Sendung ihr Themenspektrum beträchtlich: Duisburger Bundestagskandidaten traten zum „Duell“ an. Anwohner mussten ihre Musikalität unter Beweis stellen. Im Empfangsgebiet verteilte „Kümmerkästen“ füllten sich mit „Kümmerzetteln“ der Bewohner, die „Play32“-Reporter gingen den Klagen über verdreckte Spielplätze, verwahrloste Anlagen und schlaglochreiche Radwege mit der Kamera nach. Das Team aus Studenten der Duisburger Universität und anderen Freiwilligen erhielt viel Lob für seinen einwöchigen Non-Stop-Einsatz.
Das „Musikerviertel“ in Duisburg-Rheinhausen grenzt direkt an das Gelände des lange geschlossenen Krupp-Stahlwerks. Die ehemalige Werkssiedlung mit ihren 5.000 Bewohnern ist voll verkabelt, das Kabelnetz im Besitz der Wohnungsgesellschaft. 1988 machten sich das die Initiatoren des ersten Duisburger Offenen Kanals zu Nutze. Die Sendungen aus dem Dachstudio gerieten mitten in den Konflikt um die Schließung des Stahlwerks, der Offene Kanal wurde zum Medium des Widerstands der Beschäftigten. Das Werk ist inzwischen abgewickelt, auf dem Werksgelände siedeln längst kleine Nachfolgefirmen. Ende 1993, nach 6 Jahren, musste der Offene Kanal Duisburg wegen interner Probleme seinen Sendebetrieb einstellen.
Die Gründer des 1997 aus der Taufe gehobenen „Arbeitskreises Stadtfernsehen“ aksf setzen andere Schwerpunkte als ihre historischen Vorläufer. Journalisten und Filmemacher, Diplompädagogen und Sozialwissenschaftler prägen den Trägerverein, der sich neben „lokaler und aktueller Berichterstattung aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Sport“ vor allem „Qualifizierung und Fortbildung im Medienbereich mit Seminaren, Workshops, Praktika und Lehrredaktionen“ zum Ziel gesetzt hat. Im aksf-Beirat sitzen Vertreter der Stadtverwaltung, der Universität, der Kirchen und Parteien sowie der IHK. Die regelmäßigen Sendungen „Echo West TV“ (ein Rheinhauser Stadtteilmagazin), „Bonus“ (ein Wirtschaftsmagazin) und „Play32“ entstehen in Lehrredaktionen. Die Rechtsform von aksf ist die eines Offenen Kanals, dementsprechend gibt es auch Sendeplätze für sporadische Bürgerbeiträge. Die Philosophie ist die eines professionellen Lokalsenders mit einem hauptamtlichen Kern, um den herum eine Vielzahl von PraktikantInnen sowie studierenden und nicht-studierenden Ehrenamtlichen für die montags und donnerstags gesendeten Magazine verantwortlich zeichnen.
Wenig verbindet den Offenen Kanal der Arbeitskampf-Zeiten mit dem aksf der Gegenwart. Wäre da nicht das unverändert erhaltene Kabelnetz des Rheinhausener „Musikerviertels“, das auch aksf seit September 2001 als Sendenetz dient. Wie sein Vorgänger versucht auch das Stadtfernsehen, in die größeren Kabelnetze der Kernstadt auf der rechten Rheinseite eingespeist zu werden, die hohen Kosten haben das bisher verhindert. Die RedakteurInnen von „Play32“ haben aus der Not eine Tugend gemacht und arbeiten konsequent stadtteilorientiert. Mit den „Kümmerkasten-Berichten“ über Schlaglöcher, Hundehäufchen und Dreckecken haben die JungredakteurInnen ein probates Mittel entdeckt, in Duisburg-Rheinhausen Zuschauerbindung zu entwickeln.
Author: Hans-Uwe Daumann
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