Nördlich der Grenze, in Pirmasens, Zweibrücken und Umgebung, leben Pfälzer; südlich der Grenze, im Bitscher Land, sind Lothringer zu Hause. Und obwohl Pendler und Ausflügler von beiden Seiten die Grenze überqueren, ist das Wissen über die deutschen resp. französischen Nachbarn gering. Zwei lokale Fernsehsender, der Südwestpfalz-OK und TV Cristal in Bitsch, haben sich vorgenommen, daran etwas zu ändern. Seit Anfang 2000 produzieren sie gemeinsam – in zwei Sprachfassungen – die wöchentliche Magazinsendung „Euroclick“, die in den regionalen Kabelnetzen zu sehen ist.
Walter Danner, der Leiter des Südwestpfalz-OKs in Rodalben, hat vor einigen Jahren Kontakt zu dem neugegründeten „TV Cristal“ in Bitsch aufgenommen. Sowohl das Kabelnetz als auch der Lokalsender gehören der Verwaltungsgemeinschaft des Bitscher Landes – eine Konstruktion, die in Deutschland schlichtweg unzulässig wäre. Der kommunale TV-Sender arbeitet mit einem Stamm professioneller Mitarbeiter und mit ehrenamtlichen Kameraleuten in jeder der über 40 angeschlossenen Gemeinden. Francis Hoffmann, der Chef von TV Cristal, hat von Anfang an hochwertige digitale Ausrüstung zur Verfügung, mit der er kurze lokale Informationsformate produziert, die zusammen mit Werbung in langen Sendeschleifen wiederholt werden. Die Idee für ein gemeinsames zweisprachiges Magazin entstand 1999 und mündete in einen erfolgreichen EU-Antrag. Erfolgreich waren schließlich auch die Bemühungen, den 50-prozentigen Eigenanteil am Projektetat aufzubringen; die beteiligten Gebietskörperschaften, Banken und Stiftungen halfen kräftig mit. Ein gutes Stück Arbeit steckt in der Konzeptentwicklung und in der Verständigung zwischen den beiden Projektteams, die sich nicht nur sprachlich-kulturell, sondern auch in der Philosophie ihres Senders unterschieden. Dem Südwestpfalz-OK ist es mit dem Projekt gelungen, sich technisch anzugleichen. Für den professionellen Look sorgt auf OK-Seite das Team aus künftigen Mediengestaltern, die im Bürgersender ihre Ausbildung machen. Aber auch auf der deutschen Seite gibt es Ehrenamtliche, die die teilweise hektische Produktionsarbeit unterstützen.
Inzwischen ist aus der Kooperation Freundschaft geworden, und das sieht man den Euroclick-Sendungen an: Markus Appelmann und Delphine Bach moderieren jugendlich-locker und witzig; die Moderation wird an den wechselnden Orten in der Südwestpfalz respektive im Bitscher Land aufgezeichnet, die auch als „Video-Postkarte“ in jeder Sendung vorgestellt werden. „Vous á nous“ heißt die Rubrik, die die unterschiedlichen Gewohnheiten und Lebensweisen der beiden Grenzvölker darstellt – die unterschiedlichen Reaktionen auf den Euro gaben beispielsweise ein Beitragsthema ab. Die „Infos“ berichten über aktuelle politische und kulturelle Ereignisse in beiden Regionen.
„ARTE im Miniformat“ wurde „Euroclick“ bereits genannt – und tatsächlich ist die grenzüberschreitende Fernsehproduktion ein kulturelles Experiment. Der Erfolg liegt nicht nur in den vielen begeisterten Publikumsreaktionen, sondern auch in der gemeinsamen Arbeit, die beide Sender inspiriert und fördert. „Euroclick“ ist inzwischen ein überregional bekanntes Produkt und läuft in vielen weiteren Offenen Kanälen in Rheinland-Pfalz. Und das nun seit mehr als zweieinhalb Jahren, und damit weit über den EU-geförderten Projektzeitraum hinaus.
Author: Hans-Uwe Daumann
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