Nach Inkrafttreten des neuen nordrhein-westfälischen Landesmediengesetzes konstitutierte sich am 9. November die nunmehr 25-köpfige Medienkommission der LfM und wählte Wolfgang Hahn-Cremer zu ihrem Vorsitzenden. In seiner programmatischen Rede auf der Klausurtagung in Mettmann stellte Hahn-Cremer die bisherigen Förderkonzepte sowohl für die Offenen Kanäle Fernsehen („Offene Kanäle in Kabelanlagen“) als auch für den Bürgerfunk („Offene Kanäle im lokalen Rundfunk“) in Frage.
Hahn-Cremer hatte bereits im Jahre 2000 neue inhaltliche Konzepte für die Offenen Fernsehkanäle, von denen in Nordrhein-Westfalen 14 senden, angemahnt. Er äußerte sich dazu am 9. November: „In einer sich wandelnden Mediengesellschaft müssen sich auch die Offenen Kanäle einer grundsätzlichen Wandlung unterziehen, wenn sie auf Dauer ihr Überleben sichern wollen.“ Hahn-Cremer fordert von den Offenen Kanälen eine klare inhaltliche Schwerpunktbildung im Bereich der Medienkompetenzförderung und knüpft dabei an eine Formulierung des LfM-Direktors Dr. Norbert Schneider an, der am gleichen Tag in Bezug auf Bürgerfunk und OK bemerkt hatte: „Es wird wichtig werden, diese klassischen Ausdrucksformen von Partizipation so umzubauen, dass es auf Dauer keine Nutzer ersten und zweiten Grades gibt.“ Dabei kann es nach Hahn-Cremer keine Bestandsgarantie geben. Vielmehr sollte die bisherige Fördersumme von 1,5 Millionen ¤ jährlich in kleinere, nach Sendergröße gestaffelte „Sockelbeträge“ und einen größeren Teil Förderung von Medienkompetenz- und Qualifizierungs-Projekten aufgespalten werden.
Auch im Bereich des Bürgerfunks schlägt Hahn-Cremer Veränderungen vor. Den Bestand der Sendezeitförderung sieht er nicht als gefährdet an. Bisher im Bereich des Bürgerfunks zur Verfügung gestellte Projektmittel könnten jedoch auch den im Gesetz vorgesehenen innovativen Zwecken, z. B. dem Aufbau von Medienkompetenznetzwerken und Ausbildungs- und Erprobungskanälen zufließen.
Enttäuscht zeigte er sich vom seiner Meinung nach mangelnden Veränderungswillen der Offenen Kanäle. Der Einladung zur Vorlage von Konzepten sei nicht Folge geleistet worden, die LfM-Medienkommission müsse daher selbst initiativ werden. „Ein solches Konzept soll spätestens Anfang des nächsten Jahres vorliegen und noch vor der Sommerpause verabschiedet werden. Ab 2004 muss dann ein neues Förderkonzept gelten“, forderte Hahn-Cremer.
Auf Anfrage von epd hat der Leiter des Offenen Kanals Dortmund, Norbert Wortmann, dem Vorwurf widersprochen, es gebe keine Konzepte zur Schwerpunktbildung: Der OK Dortmund biete sich als Forum der Aus- und Fortbildung an, der OK Münster als Fernsehforum für Kinder, der von Essen suche speziell die Schulen der Stadt anzusprechen. Laut epd befürchtet Wortmann aber, dass das klassische Konzept der OK-Idee, unerfahrenen Bürgern beim aktiven Umgang mit dem Medium Fernsehen zu helfen, darunter leide, wenn der Offene Kanal zum „Medium der Multiplikatoren-Ausbildung“ umgewidmet werde.
Inzwischen hat der Landesverband Offene Kanäle NRW e. V. eine Stellungnahme veröffentlicht.
Die LfM hat die Reden von Wolfgang Hahn-Cremer und Dr. Norbert Schneider sowie eine Pressemitteilung zum Thema auf ihre Homepage gestellt.
Author: Hans-Uwe Daumann
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