Die mit dem langen Atem: OK Neustadt/Weinstraße wird 15!

Der Nikolaustag ist einer der höchsten OK-Feiertage in Rheinland-Pfalz: Etliche der Offenen Kanäle des Landes starteten an einem 6. Dezember ihren Sendebetrieb. Der Offene Kanal Neustadt an der Weinstraße war vor 15 Jahren der erste: Die erste „Ausgründung“ eines Offenen Kanals aus den noch laufenden Kabelpilotprojekten; der erste ehrenamtlich organisierte Bürgersender; das erste Nikolausgeschenk unter den rheinland-pfälzischen OKs. Inzwischen ist er der älteste seiner Art. Nach 15 Jahren zeichnen immer noch einige Gründungsmitglieder im Vorstand für den Sendebetrieb verantwortlich, unverändert wird das Kellerstudio an 4 Tagen für NutzerInnen geöffnet, unverändert sind montags bis donnerstags Sendungen auf dem S 20 im Neustadter Kabelnetz zu sehen. In der übrigen Zeit ist ein nicht mehr taufrischer Amiga-Computer für den gesendeten Rolltitel und Veranstaltungskalender zuständig. 

 

Gute Dinge reifen langsam. Einen lange gehegten Wunsch hat die Deutsche Telekom den Neustadtern gerade erfüllt: 15 Jahre war der OK nur im Stadtgebiet empfangbar, die Umlandbewohner empfingen den 30 km entfernten OK Ludwigshafen. Die Telekom renoviert zur Zeit den Netzaufbau und hat gerade Bad Dürkheim und Lambrecht zugeschaltet. Am 4. Dezember überreichte die LPR, die allen rheinland-pfälzischen Offenen Kanälen neue Technik beschafft, ein Schnittsystem des Typs Canopus DVStorm. Ziel ist es, den OK in den nächsten Monaten durchgängig auf Digitalvideo umzurüsten. Der Rolltitel wird neuerdings von Musik begleitet und soll demnächst auf einen PC umsteigen.

 

Nach der OK-Premiere am 6.12.1987 hatte die Lokalzeitung getitelt: „Wie bei Kuli: Bürgerfernsehen eine Stunde überzogen.“ Die Stadt hatte dem Trägerverein einen ehemaligen Heizungskeller im Gebäude der Volkshochschule zur Verfügung gestellt, dort zogen 2 VHS-Schnittplätze und eine Studioregie ein. Das Kellergewölbe staubte, und der Klopfgeist in den Heizungsrohren machte sich besonders bei Livesendungen bemerkbar. Der Andrang interessierter Hobbyfilmer war  groß: „Als bestimmt hundert Filmer zur Auftaktsendung im Studio waren, hat mich das doch fast umgehauen“, erzählt Peter Basler, damals Neumitglied und seit 3 Jahren Vorsitzender des Vereins. Für den ehrenamtlichen Studiodienst sorgten unter Anderem SchülerInnen des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums und ihr Lehrer Wolfram Müller, der später langjähriger Vorsitzender des Bundesverbands Offener Kanäle wurde. Inzwischen sind die Kellerwände staubfrei beschichtet, die Heizungsrohre entfernt, eine neue Studioregie ermöglicht angenehmeres Arbeiten. Umschüler von Media-NW, die in Neustadt zu Mediengestaltern ausgebildet werden, nutzen das Kellerstudio als Übungsraum. Unverändert feiert der OK Neustadt seine größten Erfolge mit Liveübertragungen vom Winzerfestzug, dem Neujahrsempfang der Stadt oder aus dem Stadtrat. OK-Aktive haben sich dafür schon vor langer Zeit einen Ü-Wagen gebaut. Die große Publikumsresonanz auf die Liveereignisse sorgt auch dafür, dass sich die Nutzerkartei des Offenen Kanals immer wieder erneuert; vor allem junge Leute nutzen die Möglichkeit, frei und unzensiert zu produzieren und zu senden. Am Abend des 6. Dezember 2002 und am darauf folgenden Samstag lässt der Offene Kanal Neustadt/Weinstraße 15 Jahre Sendegeschichte Revue passieren. Ohne den Enthusiasmus, die Ausdauer und den Eigensinn des Gründervorstandes um Jürgen Andreas Kaub und seiner Nachfolger um Peter Basler wären die Scheinwerfer im Heizungskeller des alten Neustadter Schulgebäudes längst wieder ausgegangen.

Author: Hans-Uwe Daumann
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