Hamburg: Trägerschaft des OK in der Diskussion

„HAM gegen Abschaffung des Offenen Kanals Hamburg“ ist ein Bericht des Fachdienstes epd medien vom 8. Februar überschrieben. Darin wird der Direktor der Hamburgischen Anstalt für Neue Medien (HAM), Lothar Jene zitiert: Der Offene Kanal (Radio und Fernsehen) Hamburg sei „ein lebendiger Ausdruck von Großstadtkultur“. Politiker aus der regierenden Koalition von CDU, FDP und Partei rechtsstaatlicher Offensive hatten im Vorfeld der geplanten Novellierung des Hamburgischen Mediengesetzes die Frage aufgeworfen, ob der Offene Kanal nicht aus der Trägerschaft der HAM herausgelöst werden solle. In einer Pressemitteilung vom 27. Januar hatte HAM-Direktor Jene darauf reagiert: „Es wird … keine medien- und gesellschaftspolitisch vernünftigen Gründe dafür geben, den Offenen Kanal als Bürgerfunk oder als Forum von Medienkompetenzprojekten einfach abzuschaffen und das langjährige Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger, die im Offenen Kanal zu Wort kommen, zu ignorieren.“

 

Für Irritationen hatte bereits im Juli 2002 eine Äußerung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Michael Freytag gesorgt, es könne den Gebührenzahlern nicht länger zugemutet werden, „das Hobby von Amateur-Fernsehmachern mit jährlich rund 800.000 Euro zu subventionieren“. Inzwischen war der Vorschlag aufgetaucht, den Offenen Kanal in die Trägerschaft der neugegründeten Hamburg Media School zu überführen. Dr. Lothar Jene nimmt dazu in der Pressemitteilung der HAM vom 27.1. Stellung: „Die HAM als Trägerin des Offenen Kanals arbeitet schon lange mit Aus- und Fortbildungseinrichtungen von der Grone Schule bis zur Universität Hamburg zusammen. Längst hat die HAM der Media School eine Ausstrahlung dort produzierter Arbeiten über den Offenen Kanal angeboten. Solche und weitere Formen der Zusammenarbeit lassen sich ohne weiteres realisieren.“

Direktor Jene verweist auf 45.000 Sendungen des Offenen Kanals Hamburg seit seiner Gründung 1988 und auf „Marktanteile, die sich hinter professionell gemachten Radio- und TV-Angeboten nicht verstecken müssen.“ Im Jahr 2002 hatte der Offene Kanal mit über 5000 ausgestrahlten Sendungen im Hörfunk und Fernsehen eine neue Rekordzahl erreicht. Zu den erfolgreichen Medienkompetenz-Projekten im OK gehört das Schülermagazin „Fischbrötchen TV“, das seit 1999 über 200 mal auf Sendung war. Seit 6. Januar 2003 ist im OK-TV der Deutschkurs „Sprachfuchs“ für Migranten regelmäßig zu empfangen. Parallel zur TV-Sendung bietet die Hamburger Volkshochschule (VHS) ab Februar 2003 Deutschkurse für Frauen an.

Über 3 Jahre lang existierte die TV-Serie „Gegen Gewalt in Hamburg“. Nach dem Ende des Projekts sind 22 Sendungen als VHS-Mitschnitte (60 min) über den Landesfilmdienst Hamburg kostenlos entleihbar. Mit diesen und anderen Kooperationsprojekten hat sich der Offene Kanal gerade im Bildungsbereich ein eigenständiges Profil erarbeitet.

 

Zuletzt meldete sich (am 31. Januar) die Hamburger FDP zu Wort und verlangte, Trägerschaft und Schwerpunktbildung des Offenen Kanals auf den Prüfstand zu setzen. Gegen „einen Kanal, in dem die Studenten üben können“, und für den Erhalt der grundsätzlichen Offenheit des Bürgermediums sprach sich hingegen Farid Müller, medienpolitischer Sprecher der GAL aus.

Vor wenigen Wochen war in Thüringen ein Vorstoß dortiger CDU-Politiker, die Offenen Kanäle Gera und Erfurt/Weimar aus der Trägerschaft der dortigen Landesmedienanstalt zu lösen, am Widerstand der Betroffenen gescheitert.

Author: Hans-Uwe Daumann
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