„An den Stärken orientieren!“ – QM für Bürgermedien

„Meine Erwartung ist, dass wir die leidige Qualitätsdebatte, wie sie üblicherweise in Offenen Kanälen geführt werden, vermeiden.“ Sprach ein Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltung „Qualitätsmanagement“, die das Bildungszentrum BürgerMedien am 22. und 23. Mai 2003 in Kassel durchführte. Tatsächlich hatte das Thema wenig mit der gängigen Diskussion um „gute“ und „schlechte“ Sendungen zu tun. Die anwesenden VertreterInnen von Offenen Kanälen, Bürgerfunkwerkstätten und Landesmedienanstalten arbeiteten sich in die Geheimnisse des Qualitätsmanagementprozesses ein, in dem alle Strukturen, Abläufe, die Strategien und Ergebnisse einer Institution auf den Prüfstand kommen.

 

Eva Heinold -Krug, die Referentin, hat lange Zeit im Bereich der Erwachsenenbildung gearbeitet. Seit einigen Jahren ist sie selbstständige Organisationsberaterin. Qualitätsmanagement ist ein historisch gewachsener Begriff, der ursprünglich in der Industrie entwickelt wurde, zunehmend aber auch im Dienstleistungsbereich und in Non-Profit-Organisationen Anwendung findet. In Kassel richtete sie das Augenmerk der TeilnehmerInnen zuerst auf die „Schlüsselprozesse“ einer Organisation – jene zentralen Abläufe, mit denen ein Betrieb oder eine Einrichtung in Kundenkontakt gerät. Der typische Schlüsselprozess der Bürgermedien war rasch identifiziert: Die Produktion eines Bürgermedienbeitrags wurde aus „Nutzersicht“ wie aus „Mitarbeitersicht“ ausgiebig diskutiert.

 

Ein weiterer zentraler Begriff ist der des Interessenpartners: Das „Umfeld“ eines Bürgermediums kann auf fünf Achsen angeordnet werden, von denen die der Kunden oder „Nutzer“ nur eine ist. Anforderungen der Interessenpartner sind vielfältig und können widersprüchlich sein. Aufgabe der Leitung und der Mitarbeiter in einem Qualitätsmanagement-Prozess ist es, eine umfassende Selbstbewertung vorzunehmen. Eines der Ziele ist Selbstbeschränkung: Lieber das zu tun, worin die eigene Stärke liegt.

 

Qualitätsmanagement als umfassender, integrativer Prozess in einer Einrichtung erfordert Zeit- und Arbeitsaufwand. Neben der ISO-Norm, nach der Betriebe, z. B. vom TÜV, extern zertifiziert werden können, stehen Verfahren wie das der European Foundation for Quality Management (EFQM), das auf Selbstbewertung an Hand ausgefeilter Bewertungsverfahren setzt. Nach ein bis zwei Jahren stellt sich der Nutzen ein: Erfahrungsberichte betonen vor allem, dass Organisationen nachher bewusster und systematischer gesteuert werden können. In der Theorie endet der Qualitätsprozess nie: Nach jedem durchlaufenen Qualitätsmanagement-Kreislauf kann ein neuer beginnen.

 

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bereich der Bürgermedien waren am Abschlusstag der Fortbildung jedenfalls der Meinung, dass Qualitätsmanagement auch z. B. bei der Erneuerung Offener Kanäle eine wertvolle Hilfe sein kann. Am Ende standen konkrete Vereinbarungen, wie das Konzept in die Arbeit verschiedener Bürgersender integriert werden soll.

 

Foto: Qualitätsmanagement heißt Bewegung: Ein Anforderungsprofil wird „erstellt“.

Author: Hans-Uwe Daumann
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