Das „welthistorische Ereignis“ (Harald Schmidt) fand um 10.30 Uhr in einem schmucklosen Neubau am Stadtrand von Ludwigshafen statt: Die „Feuerwerksmusik“ erklang – es war schließlich Neujahr 1984 – und PKS (der Fernsehsender, der bald darauf SAT1 heißen sollte) ging in Betrieb. Bereits eine dreiviertel Stunde vorher war allerdings der Offene Kanal Ludwigshafen gestartet – mit einer Sendung, die den Titel „Blick zurück auf 1984“ trug und das baldige Ende des Bürgerfernsehens prophezeite.
Januar 2004: RTL und SAT1 betrailern ihre Sondersendungen, mit der sie ihren 20ten Geburtstag feiern werden, weil (wieder Harald Schmidt) „niemand glaubte, dass wir ihn erleben würden“. Bereits am 1. Januar 2004 um 9.45 Uhr, also genau zur historischen Stunde, versammelten sich einige „Privatfunkpioniere“ der ersten Stunde in der Sendeabwicklung des Offenen Kanals Ludwigshafen, um bei Sekt und einem kleinen Katerfrühstück auf 1984 zurückzublicken. Wiederholt wurde der historische Erstlingsbeitrag, und immerhin 4 der damaligen Macher gaben sich dazu persönlich die Ehre. Eine weitere Sendung der Ludwigshafener Medienwerkstatt „Cut“ unter dem Titel „10 Jahre nach dem Urknall“ schloss sich an – Ende 1993 hatten sich die Videofilmer auf die Suche nach den Spuren des „Kabelpilotprojekts“ in Ludwigshafen gemacht. Claus Detjen, der Geschäftsführer der „Anstalt für Kabelkommunikation AKK“, hatte den Privatfunkstart 1984 auf den Begriff des „medienpolitischen Urknalls“ gebracht. Bereits zehn Jahre danach war die Karawane von Ludwigshafen fortgezogen, übrig blieben, damals wie heute, die Landesmedienanstalt LPR, der Hörfunksender RPR und – der Offene Kanal.
Der lokale Bürgersender in Ludwigshafen befindet sich – mehr noch als die Gleichaltrigen SAT1 und RTL – im Umbruch. Mehr Zuschauerfreundlichkeit, mehr Informationsgehalt, mehr Medienkompetenz heißen die Ziele. Da bleibt für 2004 wenig Zeit für Nostalgie. Der Alltagsbetrieb des Bürgersenders wird weitgehend von Auszubildenden und Praktikanten getragen – jungen Menschen, die vielleicht gerade schon in den Windeln lagen, als ihr Sender ins Leben trat. Der Blick zurück auf die Zeit vor 20 Jahren lohnt trotzdem. Manche Diskussionen von damals sind längst abgehakt, andere seltsam aktuell geblieben. Für die Kontinuität im Offenen Kanal sorgt eine größere Anzahl von Ehrenamtlichen, die bereits seit über 10 oder gar 15 Jahren Beiträge produzieren. Den „Nutzern“ hinter der Kamera widmet der Offene Kanal eine eigenproduzierte Reihe „Im Gespräch“, die ebenfalls am 1. Januar auf Sendung ging.
Eine kleine, treue Schar von Frühaufstehern hatte am Neujahrsmorgen ihren Spaß dabei, in alten OK-Beiträgen den klobigen Kameras, der merkwürdigen Mode und den üppigen Haartrachten der achtziger Jahre wieder zu begegnen. Der Offene Kanal war wieder einmal der Erste. Im begonnenen Jubiläumsjahr wird es aber noch verschiedentlich zu wacheren Zeiten Anlass geben, der Anfänge des Bürgerfernsehens vor 20 Jahren zu gedenken.
Foto: Klaus Woller (mit erhobenem Zeigefinger) war vor 20 Jahren einer der Produzenten von „Blick zurück auf 1984“: „In Manchem hatten wir Recht!“
Ein weiterer Beitrag zum Jubiläum trägt den Titel „20 Jahre OK Ludwigshafen – Hintergrund“.
Author: Hans-Uwe Daumann
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