Gibt es immer noch Vorbehalte gegen Frauen in technischen Berufen? Wie „männlich“ sind eigentlich Medienberufe? Oder ist die Vorstellung einer männerdominierten Ausbildung längst veraltet?
Diese Fragen stellten sich am 4. bundesweiten Girl’s Day am 22. April zwangsläufig und wurden in den Offenen Kanälen deutschlandweit von Mädchen im Alter zwischen 13 und 15 hitzig diskutiert. In eigens produzierten Talkshows! Von Ludwigshafen bis Kassel; in Fulda, Offenbach, Essen, Giessen, Gera, Jena und in der Südwestpfalz öffneten OKs ihre Türen, um Mädchen einen Einblick in die „männertypischen“ Berufe der Medienwelt zu verschaffen und sie einmal selbst hinter den Kulissen agieren zu lassen.
Damit, dass ein Mädchentag, auf gut deutsch „Girl’s Day“, auf so großes Interesse stoßen würde, hätte in den Offenen Kanälen wohl kaum einer gerechnet. Jedenfalls bestätigten diese allseits verblüfft, dass innerhalb weniger Tage alle Plätze belegt und weitere Anmeldungen abgelehnt werden mussten.
Einen bleibenden Eindruck versuchten die Offenen Kanäle durch recht ähnliche Angebote zu hinterlassen.
Nach einer theoretischen Einführung in die Idee und Struktur Offener Kanäle und einem Rundgang durch die Räumlichkeiten wurden die in einigen Kanälen angebotenen Ausbildungsberufe (wie zum Beispiel der des Mediengestalters in Bild und Ton) vorgestellt. Praktisch ging es anschließend zur Sache. Die Mädchen wurden ins kalte Wasser geworfen, um eigene, kleine Produktionen auf die Beine zu stellen. Grüppchenweise entstanden neben Talkshows Berichte über wichtige Örtlichkeiten (in Fulda waren es doch eher die „stillen Örtlichkeiten“), Sehenswürdigkeiten und Spezialitäten der Städte, Interviews und Meinungsumfragen, die dann anschließend den anderen Gruppen präsentiert werden durften. Einziges Manko war die knapp bemessene Zeit, in der es schwer viel, den unerfahrenen Mädchen Kamerahandling, Aufnahmetechnik und Nachbearbeitung nahe zu bringen.
In einer Feedbackrunde wurde abschließend kritisch zu schon oben genannten Fragen Stellung bezogen.
Dabei waren die Reaktionen der Mädchen äußerst vielfältig. Selbstbewusst stellten einige Mädchen den kompletten Girl’s Day in Frage; eine Starthilfe, um einen Einblick in typische Männerberufe zu erhalten, hielten sie für überflüssig. Andere zeigten weniger Interesse und konnten sich auch eine Ausbildung im Medienbereich nicht vorstellen.
Der Spaß, den ihnen der Tag gemacht hatte, wurde dabei nicht in Frage gestellt und die Nachwirkungen des Girl’s Day waren für die Offenen Kanäle erfreulich. Im Anschluss erreichten die Offenen Kanäle Anmeldungen zu ihren Angeboten und Seminaren und einige Mädchen kamen zum Nachbearbeiten ihrer am Girl’s Day produzierten Filme. Auch von Seiten der Organisatoren, der Mitarbeiterteams, gab es keine negative Kritik und der Girl’s Day wurde als gute Chance zur Öffentlichkeitsarbeit empfunden.
Man darf wohl damit rechnen, dass sich auch im nächsten Jahr die Offenen Kanäle in einen Hühnerstall verwandeln werden!
Author: Antonia Knittel
E-Mail: praktikurz@ok-lu.de