Die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR Hessen) hat am Samstag, dem 12. November 2005 den Hessischen Bürgermedienpreis im BaliKino im Kasseler KulturBahnhof verliehen. Ausgezeichnet wurden Beiträge aus den Offenen Kanälen (OK) und den Nichtkommerziellen Lokalradios (NKL).
In den drei ausgeschriebenen Kategorien hatten sich 51 Produktionsteams um die Preise beworben. Der allgemeine Wettbewerb stand diesmal unter dem Motto „Comedy und Sketch“. Im Förderwettbewerb waren die Nutzer der Offenen Kanäle aufgerufen, einen Werbespot für ihren Sender zu produzieren, während die Nichtkommerziellen Lokalradios kreative Konzepte zum Thema „Radiospiele“ entwickeln mussten. Die Hessische Landeszentrale für politische Bildung hat einen Sonderpreis zum Thema „60 Jahre Hessen“ ausgelobt.
Die Bürgermedienpreise im Gesamtwert von 5.600 Euro wurden von einer unabhängigen Fachjury vergeben. Die Jurymitglieder Volker Bernius (Hessischer Rundfunk), Winfried Engel (Versammlung LPR Hessen), Dr. Barbara Eschenauer (Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik), Christian Fischer (Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck), Michael Jonke (RTL-Studio Kassel) und Dr. Evelin Portz (Versammlung LPR Hessen) haben folgende Preisträger ausgezeichnet:
Den 1. Preis im Wettbewerb „Comedy und Sketch“ für Beiträge aus den Offenen Kanälen erhielten Leon Albert und Dominik Richter aus Kassel für den Film „Highway to Hell“. Die Jugendlichen, betreut von Gabriel Chiarello, erzählen mit ihrem Film eine hintersinnige und komische Geschichte über das Überqueren einer Straße. Das Werk ist atmosphärisch gelungen, weil Bilder und Musik sehr gut zusammen passen und die Kameraführung sich durch den Sinn für Details auszeichnet.
Mit dem 2. Preis wurde die von Regina Kriegsmann betreute Gruppe der Jugendhilfeeinrichtung Don Bosco Sannerz in Fulda ausgezeichnet. Der Stummfilm „Ein (fast) perfekter Plan“ ist der gelungene Versuch, Slapsticks der früheren Filmgeschichte ohne Worte und Farben nachzuahmen. Die Nachahmung ist vom Schminken über die Kostümierung bis hin zum typisch überzogenen Stummfilmgehabe in Gestik und Bewegung und sogar stilgerechter Musik stimmig gelungen.
Der 3. Preis geht an Erika Koop-Staude und Dr. Günter Staude aus Kassel für den Sketch „Geiz ist geil“, in dem ein gängiger Werbeslogan mit wenigen Mitteln ins Gegenteil verkehrt wird. Die Pointe kommt überraschend schnell daher und zieht sich unterhaltsam hin. Die Arbeit basiert auf einem ausgeklügelten Drehbuch und besticht durch die vermeintlich einfache Umsetzung.
Ebenfalls einen 3. Preis erhielt das Musikvideo „Wohin damit?“ von Philipp Hoffmann und der Gruppe bufobufo aus Kassel. Unter dem Refrain „Wohin damit?“ werden vier Episoden erzählt, die allesamt komisch und albern zugleich sind. Es sind kleine Moritaten, die von Tabuthemen handeln und die in der Komposition der Musik, der Texte dazu, der Wahl der Drehorte und der schauspielerischen Fähigkeiten auszeichnungswürdig sind.
Unter den Beiträgen aus Nichtkommerziellen Lokalradios erhielt „Das Leder-Ei“ von der Gruppe Radio SUB aus Frankfurt den 1. Preis für eine gelungene Parodie auf Prof. Dr. Bernhard Grzimek, die nicht nur inhaltlich und technisch, sondern auch sprachlich sehr gelungen ist. Durch die bildreiche Sprache ist der Inhalt verständlich und gut zu verfolgen. Es entstehen Bilder im Kopf, die in diesem Fall überzogen, sehr absurd und im Hinblick auf ihre Wirkung gut durchdacht sind.
Den 2. Preis erhielt Michael Rolf aus Rüsselsheim für sein Hörspiel „Wohnheim-Blues“, mit dem der Autor eine einfache Idee minimalistisch und satirisch ganz nah entlang der Lebenswirklichkeit umgesetzt hat. Der „Wohnheim-Blues“ ist ein Beispiel für Alltagssatire, die aus dem wirklichen Leben kommt und nicht ausgedacht werden muss.
Der 3. Preis ging an ein weiteres Hörspiel mit dem Titel „Wahlen zum Bundesstadl“ von Marc Urlen aus Kassel. Dieses Kurzhörspiel präsentiert ein interessantes, kurzweiliges, kleines Politikkabarett, dem es mit den gewählten dramaturgischen Mitteln gelingt, den Spannungsbogen über das gesamte Stück zu halten und den Zuhörer zu amüsieren.
Im Förderwettbewerb „Werbespot für meinen Sender“ prämierte die Jury gleich zwei Trailer aus Offenen Kanälen. Der Werbespot „come together“ von Kevin Morrison und seiner Gruppe aus Kassel erhielt einen der beiden Förderpreise, da die Gruppe für ihre Werbebotschaft eine Umsetzungsform kreiert hat, die nicht nur Jugendliche anspricht und auch den sozialen Aspekt des Offenen Kanals im Blick hat.
Der Spot „Stein des Anstoßes“ von einer Gruppe rund um Markus Müller aus Offenbach erhielt den 2. Förderpreis für einen sehr aufwendig produzierten und mit großer Liebe zum Detail und großer Sorgfalt erarbeiteten Werbespot, der hochgradig ästhetisch und gleichermaßen präzise ist.
In der Sparte Nichtkommerzieller Lokalradios im Förderwettbewerb „Radiospiele“ zeichnete die Jury das Spiel „Jumping John – Auf der Suche nach dem goldenen Ding“ von Mischa Hildebrand und der Gruppe YoungPower aus Darmstadt aus. Dieses Radiospiel hebt sich durch seine ungewöhnliche und nahezu perfekte Präsentationsform von anderen Radiospielen ab. Es ist intelligent, unterhaltsam und interaktiv zugleich und baut, gemeinsam mit den Zuhörern, auf Kombinationsgabe und Wissen auf. Es führt den Zuhörer spielerisch in die weite Welt und bindet dabei seine Aufmerksamkeit.
„Eine Hessische Grenzgeschichte“, eingereicht von Jörg Feldmeier aus Kassel, produziert im Rahmen eines Multiplikatorenseminars der CVJM-Erzieher(innen)ausbildung, gewann den von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) ausgelobten Sonderpreis. „Eine Hessische Grenzgeschichte“ dokumentiert das Leben der Bewohner zweier Dörfer links und rechts der Werra, und zwar dem hessischen Philippstal und dem thüringischen Vacha. Erzählt wird die Geschichte von Günther Völker, der durch den Mauerbau von seiner Familie getrennt wurde.
Die von dem ehemaligen langjährigen Bürgerfunker und jetzigen Journalisten Torsten Harms moderierte Preisverleihung im großen BaliKino im Kasseler KulturBahnhof erfreute sich erneut einer riesigen Zuschauerresonanz.
Author: LPR Hessen
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