Das blaue Buch der Medienkompetenz

Was ist ein EU-Mediatrainer? Diese Frage sollte geklärt werden, bevor man das gleichnamige blaue Buch aufschlägt, das vom Bürgermedienzentrum Bennohaus in Münster zum Abschluss des gleichnamigen europäischen Projekts herausgegeben wurde.  EU-Mediatrainer sind Menschen, die medienpraktische und pädagogische Kenntnisse erwerben, um ihrerseits unterschiedlichen Gruppen, namentlich z. B. Jugendlichen, Migranten, Senioren praktische Medienkompetenz zu vermitteln, so dass diese Gruppen eigenverantwortlich Medienprodukte (Fernsehsendungen, Internetseiten) von hoher Qualität erstellen können. Den Rahmen, in dem dies alles geschieht, bilden die Bürgermedien verschiedener europäischer Länder. Bürgermedien müssen nicht unbedingt, wie das in Deutschland meist verstanden wird, Fernseh- oder Radiosender sein. Zu den Partnern des Bürgermedienzentrums Bennohaus, das in Münster einen Fernsehsender (tv münster) und eine  Radiowerkstatt unterhält,  gehörten bei diesem Projekt z. B. eine Medienhochschule im norwegischen Kristiansand, ein Jugendzentrum in Hengelo/Niederlande und eine polnische Stiftung zur Förderung bürgergesellschaftlicher Strukturen.

 

Über zwei Jahre hinweg  hat das Projektkonsortium ein Curriculum für die berufsbegleitende Ausbildung von Multiplikatoren zu EU-Mediatrainern entwickelt und erprobt.  Für die Entwicklung der sechs Module waren jeweils unterschiedliche Partner federführend. Mit „Video Basics“ erhalten die künftigen Mediatrainer eine grundlegende Einführung in Bildgestaltung, Kamera- und Schnitttechnik.  Das Modul „Planung und Organisation“ besteht aus einer Schulung in Projektmanagement und einer Einheit zur „Rolle des Trainers“. Die Arbeit mit Gruppen und das Thema Interkulturelles Lernen stehen im Mittelpunkt des Moduls „Soziale Interaktion“. Die größte Themenfülle weist das vierte Modul unter dem Titel „Medien und Journalismus“ auf: Die Unterthemen lauten „Die Rolle der Bürgermedien“, „Mediales Erzählen“, „Recherche und Online-Journalismus“, „Das Interview“ und „Die Moderation“. Ein vertiefendes Modul streift sowohl die „Dramaturgie“ von Fernsehbeiträgen als auch die „Qualitätskriterien in  den Bürgermedien“; ein Modul „Multimedia“ schließt den Lehrplan ab.

 

Wer solch unterschiedliche Inhalte in eine Fortbildung packt,  die in der „Kompaktvariante“ sechs bis acht Wochen dauert, kann selbstverständlich Vieles nur anreißen. Schlägt man z. B. das Modul  „D5: Die Moderation“ im Handbuch auf, dann liest man auf 7 Seiten eine Reihe Verweise auf Fachautoren und Standardliteratur, aber auch einen Seminarplan, Anleitungen zu praktischen Übungen („Abstand nehmen“, „Kreatives Schreiben“) und „5 Schritte zum Moderationstext“. Wer sich daraufhin noch nicht zutraut, seiner Bürgermedienredaktion Moderation beizubringen, findet auf der CD zum EU-Mediatrainer-Buch noch eine Fülle gut  einsetzbarer Vorlagen: Texte, Übungsanweisungen,  Bögen zum Ausfüllen.

 

Letzten Endes wird, wer in seiner eigenen Einrichtung Multiplikatoren zu Mediatrainern schulen will, nicht umhin kommen, fachkundiges Lehrpersonal dafür zu gewinnen. Wer die knapp formulierten und klein gedruckten Ablaufpläne der 6 Module jedoch fachlich füllen kann, der hat in dem Buch einen guten Ratgeber, sobald es an die Umsetzung eines Moduls oder gar der gesamten Qualifizierungsreihe geht. Der „EU-Mediatrainer“ ist, dem Untertitel des blauen Bandes gemäß, ein „Handbuch zur Vermittlung praktischer Medienkompetenz“. Es lohnt sich, darin zu blättern und die beigefügte CD zu durchstöbern.

Author: Hans-Uwe Daumann
E-Mail: redaktion@connex-magazin.de

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