kunstschau.tv sendet aus blühenden Landschaften

Ganze Rosenbeete sind schon gesetzt. Daneben frisch planierte Erde ohne Bewuchs. Im Arboretum stehen schon junge Bäume, ein Stück weiter ist der Schaufelbagger am Werk. In Ronneburg entsteht kein Park, sondern eine „Neue Landschaft“ auf dem zugeschütteten früheren Urantagebau der Wismut AG. 8 Kilometer weiter, am Flüsschen „Weiße Elster“ im Zentrum von Gera, entsteht die moderne Version eines Volksparks – eine Parkanlage, in der ganze Familien ihre Freizeit verbringen sollen. Das Schwimmbad „Hofwiesenpark“ ist bereits renoviert; weite Flächen davor zeugen davon, dass hier eine heruntergekommene Sporthalle abgerissen wurde, Fußballfelder neu entstehenden Grünflächen weichen mussten.


Die Bundesgartenschau 2007 startet im April nächsten Jahres in zwei Städten. 7 Monate lang werden Ronneburg und Gera zu touristischen Magneten in Deutschland. Eine einmalige Chance für die Klein- und die Mittelstadt. Der Offene Kanal Gera, der 2006 zehnjähriges Bestehen feiern kann, nutzt die Chance für sich und begleitet die Bundesgartenschau mit täglichen Sendungen.

„kunstschau.tv“ heißt das Projekt, das die OK-Leiterin Ute Reinhöfer entwickelt hat. Medienkünstler sollen der Gartenschau ihre Aufwartung machen und mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Filme, Beiträge, Sendungen produzieren. Montags bis freitags wird kunstschau.tv in den Gartenschau-Monaten von einem Außenstudio aus auf Sendung gehen. Ute Reinhöfer hat örtliche Organisationen wie den Stadtjugendring im Boot und die Medienbereiche der regionalen Universitäten angefragt. Alle Schulen in und um Gera sollen mit dem Medienprojekt gelockt werden. Donnerstags stehen Expertengespräche  auf dem Programm, die schon weitgehend vorgeplant sind. „kunstschau.tv“ möchte nicht zuletzt über Thüringen hinaus auf die Bundesgartenschau aufmerksam machen. Anderen Bürgersendern sollen kunstschau-Sendungen per Download zur Verfügung gestellt werden. Umgekehrt sind Deutschlands Offene Kanäle eingeladen, sich mit der Entsendung von Mitarbeitern am Projekt zu beteiligen. Auch an eine Gästewohnung für auswärtige Praktikanten hat Ute  Reinhöfer schon gedacht.

 

Der „Ronneburger Balkon“ ist eine scharfkantige Geländeformation mit Blick in das idyllische Gessental, das Ronneburg mit Gera verbindet. Bis vor einigen Jahren gähnte hier ein 170 Meter tiefes Tagebauloch. Die Landschaftsarchitekten wollten zwar „Wunden heilen“, aber nicht den Eindruck einer natürlich gewachsenen Landschaft erzeugen. Es wird damit gerechnet, dass auch Tausende ehemalige Wismut-Betriebsangehörige den Weg zur Bundesgartenschau finden. Ute Reinhöfer hat Kontakt zu den „Ärzten gegen den Atomkrieg“ aufgenommen, der ehemalige Urantagebau und seine Zielsetzung werden zum Thema. Was materiell zugeschüttet wurde, soll ideell durchaus wieder aufgedeckt werden. Rosenschau, Grabpflegeausstellung und Arboretum werden nicht im Mittelpunkt von „kunstschau.tv“ stehen; das Projekt zur Bundesgartenschau 2007 setzt auf die versteckten, weniger bewussten oder auch einmal kontroversen Themen, die unter der Blütenpracht schlummern.

Author: Hans-Uwe Daumann
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