Am 10. August prallten in Fulda zwei Welten aufeinander. Anlässlich der ersten Aufzeichnung für die Reihe „60 Jahre Hessen“, in der Zeitzeugen aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport berichten werden, saßen sich im Fuldaer Kulturzentrum „Kreuz“ auf der einen Seite die Gründer dieser Einrichtung Ernst Sporer und Norbert Geier und auf der anderen Moderator Philipp Gaul gegenüber.
Hier die beiden Fünfziger, die zu Beginn der achtziger Jahre das kulturelle (Kneipen)Leben in Fulda revolutionierten, indem sie mit dem Kreuz-Saal einen Veranstaltungsort schufen, der alles, was Rang und Namen in alternativer Musik, Comedy und Politik (!) hatte, in die osthessische Provinz lockte. Darauf folgten im Lauf der Jahre der Aufbau eines kleinen Kneipen- und Caféimperiums und das Heimischmachen der Kleinkunst in Fulda. Von Joan Baez über die Stars der Neuen Deutschen Welle bis Konstantin Wecker: Kreuz Kultur e.V. hat sie alle gehabt. Und der Moderator? Geboren zur gleichen Zeit wie das Kreuz, aufgewachsen in einer Welt, in der Zugang zu jeder Art von Musik und Kultur, ob live oder durch Medien, schon längst alltäglich war. So konnte sich ein interessantes Gespräch entwickeln: Darüber, dass man die alternative Bewegung der achtziger Jahre auf keinen Fall mit den 68ern oder den Langhaarigen der 70er verwechseln darf. Oder über die Durchsetzung alternativer Kulturpolitik in zwei Jahrzehnten; und darüber, wie sich das Interesse des Publikums über die Jahre immer mehr von alternativ zu unterhaltend verschoben hat. Ähnliche Kulturzentren und Geschichten gibt es in vielen deutschen Städten, denn wer in den sechziger und siebziger Jahren aufwuchs und ’seine‘ Kultur erleben wollte, musste sich dafür überall eigene Orte schaffen. „60 Jahre Hessen“ erzählt von diesem oft vernachlässigten Kapitel deutscher und hessischer Kultur.
Die vier Medienprojektzentren Offener Kanal der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk produzierten an ihren Standorten jeweils vier Sendebeiträge, die einen Blick in die Entwicklungsgeschichte ihrer Region ermöglichen.
Seit dem 12. Oktober 2006 – und bis zum Jahresende – werden die Sendebeiträge immer donnerstags ausgestrahlt. Was, wann, wo können Interessenten der Homepage www.60stolzejahre.hessen.de im Veranstaltungskalender entnehmen.
Dem Medienprojektzentrum Offener Kanal Offenbach/Frankfurt gelang es, ältere Menschen zu gewinnen, die in völlig unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern am Aufbau ihrer Stadt und somit Hessens beteiligt waren.
Zunächst erlebten die Zuschauer Werner Eichhorn. Er war in „60 Jahren Hessen“ nicht nur dem Wandel der Zeit unterworfen, sondern er hat als Hobbyfilmer viele Eindrücke vergangener Zeiten auf Zelluloid gebannt. Viele der älteren Offenbacher werden sich mit ihm gerne an „ihre“ Lederstadt in der Blüte ihrer Entwicklung zurückerinnern.
Die Reihe wird am 16. November mit Walter Buckpesch, ehemals Oberbürgermeister in Offenbach, fortgesetzt. Uwe Kampmann, der in allen vier Offenbacher Sendungen Gesprächspartner der Gäste ist, fragt auch Walter Buckpesch nach den wichtigsten Stationen in seinem politischen und kulturellen Leben. Am 7. Dezember folgt Werner Gustedt: Als Bauingenieur erlebte er den Aufbau und die Erweiterungen des Frankfurter Rhein-Main Flughafens. Seine Vergleiche von damals zu heute sind faszinierend. Am 28. Dezember kommt als letzter Offenbacher Gesprächspartner Dr. Wolfgang Kappus zu Wort. Mitten in seiner Offenbacher Fabrikation berichtet er anschaulich von der Entwicklung der Firma in Offenbach, Hessen und weit darüber hinaus. Wie in allen Offenbacher Beiträgen lässt Uwe Kampmann nicht locker und erfährt auch in diesem Gespräch eine Menge von Informationen, die Erstaunen hervor rufen.
Foto: Ernst Sporer & Norbert Geier (v.l.n.r), Fulda
Aktuelle Hinweise auf Sendungen in den hessischen Offenen Kanälen finden sich auf der offiziellen Seite zum Landesjubiläum www.60stolzejahre.hessen.de unter „Veranstaltungen“
Author: MOK Fulda / MOK Offenbach/Frankfurt
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