„Lebens(ver)läufe- Biographische Spurensuche als Weg zum respektvollen Miteinander“: so lautet der Titel eines Projektes, das das Bürgermedienzentrum Bennohaus in Kooperation mit der LAG Lokale Medienarbeit NRW e.V. durchführte und das am 14. Dezember mit einer Abschlussveranstaltung in der Zeche Carl in Essen erfolgreich beendet wird.
Als „Spurensucher“ machten sich Jugendliche aus Münsteraner Schulen gemeinsam mit Praktikanten des Bennohauses auf, einen Einblick in das Erfahren und Gestalten des Alltagslebens von Menschen mit Migrationshintergrund zu bekommen und dies medial zu dokumentieren. Unter der Leitfrage „Wie wir miteinander leben“ wurden biographische Filmportraits erstellt. Einer der Portraitierten, Jahan Shakibapour, verließ beispielsweise 1988 sein Heimatland Iran, um einem fundamentalistischen Religionsstaat zu entfliehen und fand in Münster eine neue Heimat. Seitdem engagiert er sich für die Menschenrechte und kämpft gegen Krieg und Terror. Auch hier versuchten die Jugendlichen, mit Hilfe der Kamera innere Beweggründe, Überlegungen und Zweifel einzufangen- eine biographische Spurensuche durch die Linse. Veröffentlicht wurden die Beiträge im Offenen Kanal tv münster.
Der Projektleiter des Bennohauses, Benedikt Althoff, beurteilt das Projekt als äußerst gelungen: „Eine Lebensgeschichte hat man nicht, man erzählt sie; nicht vollständig, sondern in Etappen, Fragmenten und manchmal Alpträumen…Den Jugendlichen ist es gelungen, wesentliche und lehrreiche Aspekte der individuellen Lebensgeschichten hervorzuheben und eindrucksvoll zu bebildern.“
Bewegende Beiträge entstanden ebenfalls beim zweiten Teil des Projektes, einer Zusammenarbeit von Jugendlichen der Revivim High School in Rishon-Le-Zion, der Nowy Staw Foundation in Lublin und des Bennohauses. Unter dem Motto „Remember for a change“ wurden so Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges zu ihren Erfahrungen mit Krieg und Frieden interviewt. In internationalen Gruppen setzten sich die Jugendlichen medial mit dem schwierigen Thema des Holocaust auseinander. Die Arbeit mit der Kamera ermöglichte es, eine neutrale Perspektive einzunehmen und mögliche subjektiven Voreinstellungen auszublenden. Es entstand so beispielsweise ein Filmportrait über Erna de Vries, eine Jüdin, die die Gefangenschaft in dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau überlebte und sich bis heute aktiv für Frieden und Toleranz einsetzt. Diese und weitere Beiträge gaben nicht nur einen Einblick in das eigentlich unvorstellbare Leid unter dem Nazi-Regime, sondern vermittelten vor allem auch Lebensmut, Glauben und Tatkraft.