OK Haßloch: Alles andere als durchschnittlich

Jahrhundertelang gehörten zur „Pflege Haßloch“ die Dörfer Haßloch, Böhl und Iggelheim. Auch heute verbindet die Gemeinden Haßloch und Böhl-Iggelheim mehr als ein gemeinsames Telefon- und Kabelfernseh-Ortsnetz, auch wenn zwischen dem „Großdorf“ Haßloch mit 21.000 Einwohnern und der etwa halb so großen Doppelgemeinde Böhl-Iggelheim eine Kreisgrenze verläuft. Trotzdem war die Gründung des „Offenen Kanals Haßloch/Böhl-Iggelheim“ vor mehr als zehn Jahren keine einfache Angelegenheit, denn auf der großen kommunalpolitischen Bühne stritten sich die Kommunen gerade um den Bau eines Müllheizkraftwerks.
Im Februar 1997 ging der Offene Kanal auf Sendung. Bei der Geburtstagsfeier am 2. März 2007 hatten die Bürgermeister Hans-Ulrich Ihlenfeldt (Haßloch) und Peter Christ (Böhl-Iggelheim) und der zuständige Abteilungsleiter Peter Behrens (Landeszentrale für Medien und Kommunikation) allen Anlass, in den höchsten Tönen von der Erfolgsgeschichte des jungen Lokalsenders zu erzählen. In zehn Jahren hat der Offene Kanal viel erlebt; Vorstände wechselten fast komplett, auch die politischen Mehrheiten in den Gemeinden änderten sich. Heute wird er von einem jungen ehrenamtlichen Team um den 23-jährigen Vorsitzenden Markus Merkler engagiert und kompetent geleitet und hat sich in dem 2006 erstmals erstellten „OK-Ranking“ der Landeszentrale in die Spitzengruppe der 25 rheinland-pfälzischen OKs geschoben.


In Haßloch, in der Rheinebene zwischen Speyer und Neustadt/Weinstraße gelegen, hat die Gesellschaft für Konsumforschung GfK einen Testmarkt aufgebaut. Seitdem ist Haßloch, obwohl die GfK und die Gemeindeverwaltung hartnäckig dementieren, dem bundesweiten Publikum als das „Dorf der Durchschnittsdeutschen“ bekannt. In der Region hat die Gemeinde, die sich standhaft weigert, Stadt zu werden, durchaus den Ruf, etwas Besonderes zu sein und sein zu wollen. Von der GfK profitiert der Offene Kanal, denn nur hier konnten Einschaltquoten eines lokalen Bürgersenders gemessen werden. „Neues aus dem Rathaus“ war damals und ist heute der „Quotenhit“ und belegt, dass die Stärke kleiner Offener Kanäle in der lokalen Kommunikation liegt. Vom „Andechser Bierfest“ bis zum „Umweltmarkt“: Jedes lokale Fest findet sich möglichst live im OK-Programm. Das aktive Vereinsteam macht sich dabei zu Nutze, dass das Studio im gemeindeeigenen Haus Leo-Loeb-Straße 4 nur einen Steinwurf vom Rathaus und vom Marktplatz entfernt liegt.


In der Vorderpfalz ist das Netz lokaler Offener Kanäle recht dicht geknüpft; die Standorte Schifferstadt, Speyer und Neustadt liegen nur wenige Kilometer entfernt. Mit den drei Nachbarsendern verbindet den Offenen Kanal Haßloch/Böhl-Iggelheim eine Reihe gelungener Kooperationen: Beim Rettichfest in Schifferstadt und beim Rheinland-Pfalz-Tag in Speyer sind auch die Haßlocher dabei. Zwischen Neustadt und Haßloch werden regelmäßig Beiträge ausgetauscht; auch über eine Verbindung der beiden Sendegebiete reden die OK-Vorstände.


Unmittelbar nach dem Sendestart vor zehn Jahren gründete sich neben dem OK-Trägerverein ein Förderkreis. Mit seiner Hilfe wurde es damals möglich, eine ABM-Stelle einzurichten; auch konnte dadurch im Offenen Kanal ein Mediengestalter ausgebildet werden. Der Ex-Azubi Silvio Babe ist  längst selbstständig, nach Haßloch zurückgekehrt und Teil des ehrenamtlichen Teams.
Das Kernteam vereint vielerlei Qualifikationen zwischen EDV und Marketing. Für seine Öffentlichkeitsarbeit hat der Offene Kanal im Ranking 2006 besonders viele Punkte eingefahren. Die technischen Eigenleistungen der OK-Aktiven führten dazu, dass Haßloch der Landeszentrale für Medien und Kommunikation als Testlabor dient. Zur Zeit ist das Software-Paket „OK Office“ in Haßloch in der Erprobung, bevor es in ganz Rheinland-Pfalz eingesetzt werden wird.


Den Bürgermeistern von Haßloch und Böhl-Iggelheim nimmt man gerne ab, dass sie ihren lokalen Bürgersender nicht mehr missen möchten. Haßloch stellt die Studioräume, und Böhl-Iggelheim den Vorsitzenden: Der grenzüberschreitende Trägerverein ist inzwischen nicht mehr Zankapfel, sondern Bindeglied zwischen den Gemeinden.

 

Foto: Bürgermeister Peter Christ, LMK-Abteilungsleiter Peter Behrens und Bürgermeister Hans-Ulrich Ihlenfeldt lauschen dem OK-Vorsitzenden Markus Merkler.

Author: Hans-Uwe Daumann
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