20 Jahre Grenzen überschreiten: Der Südwestpfalz-OK

Helmut Kohl war Bundeskanzler, Erich Honecker Generalsekretär der SED und Bernhard Vogel Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Im äußersten Südwesten dieses Bundeslandes, zwischen Wasgau und Westrich, hatten die Menschen den Niedergang der Schuhindustrie zu verkraften; wichtigster Wirtschaftsfaktor waren die amerikanischen Militärstützpunkte. 1987 wurde im Pirmasenser Kreishaus der „Offene Kanal Pirmasens-Zweibrücken – Hörfunk und Fernsehen e. V.“ gegründet.
20 Jahre später: Der Offene Kanal sendet inzwischen aus den 4 Studios Rodalben, Zweibrücken, Dahn und Hauenstein rund um die Uhr Bürgerfernsehen (Hörfunk im eigentlichen Sinne gab es nie) und ist der Kern eines regionalen Medienkompetenznetzwerks, zu dem zwei ehedem kommunale Bildstellen gehören. Eine Tageszeitung kooperiert mit dem Offenen Kanal, ein lokaler Fernsehsender auf der französischen Seite der nahen Grenze gehört ebenso zu den Partnern wie die Fachhochschule, die nach dem Abzug der Amerikaner hier angesiedelt wurde.
Aus dem „Westpfalz-Experiment“, wurde, von der regionalen Politik und der Landesmedienanstalt fürsorglich begleitet, das „Westpfalz-Modell.“ Seit der Landkreis, der die kreisfreien Städte Pirmasens und Zweibrücken umschließt, seinen Namen geändert hat, heißt der Bürgersender „Südwestpfalz-OK“. Walter Danner, der als damaliger Kreisbediensteter zum Gründungsvorsitzenden gewählt wurde, ist heute Ehrenvorsitzender und Geschäftsführer des Medienkompetenznetzwerks. Hinter einer rasanten Entwicklung steckt erstaunlich viel Kontinuität. Ehrenamtliche Produzenten und Vereinsaktive, allen voran der jetzige Vorsitzende Peter Münch, sorgen für Stabilität und eine gewachsene Tradition;  zur Zeit 11 Auszubildende und viele junge Menschen in wechselnden, auch grenzüberschreitenden Projekten für Jugendlichkeit und Frische. Bei der Festveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen des Südwestpfalz-OK am 23. März 2007 in Pirmasens bekam man beides zu Gesicht, z. B. in einem Filmbeitrag: Sowohl Walter Danner als auch Landrat Hans-Jörg Duppré – ein überzeugter Fürsprecher des Offenen Kanals – waren da in verschiedenen „historischen“ Aufnahmen zu bewundern. Für die Gegenwart steht „Mosaik“, die deutsch-französische Sendung, die von einem jungen Team verantwortet  und vor wie hinter der Kamera gestaltet wird. Das Flaggschiff des regionalen Bürgerprogramms ist eine Koproduktion mit dem Lokalsender TV Cristal, der in der französischen Kleinstadt Bitsch 30 km südlich von Pirmasens zu Hause ist. Der Kontakt zu dem kommunalen TV-Sender ist inzwischen auch über 10 Jahre alt und hat für beide Partner jede Menge „Risiken und Nebenwirkungen“ gebracht; u. A. einen gewaltigen Zuwachs interkultureller Kompetenz bei allen Beteiligten und viele persönliche Freundschaften. Beiden Sendern ist es gelungen, bereits zum zweiten Mal für mehrere Jahre europäische Fördergelder in die Region zu holen. Überhaupt hat es der Trägerverein des  Offenen Kanals immer verstanden, auch finanzielle Unterstützung zu mobilisieren – zu den zahlenden Mitgliedern gehören z. B. mehrere Städte und Gemeinden im Sendegebiet.
Wenn Landrat Duppré und die Oberbürgermeister Helmut Reichling (Zweibrücken) und Bernhard Matheis (Pirmasens) den Offenen Kanal für unverzichtbar erklären, dann ist das nicht nur der bei Jubiläen üblichen Höflichkeit zuzuschreiben. Der Südwestpfalz-OK und das Medienkompetenznetzwerk Südwestpfalz sind in der Region fest verankert – in den Köpfen der Entscheider, in den Herzen der Zuschauer und im Alltag vieler kultureller, sozialer und Bildungseinrichtungen.

Author: Hans-Uwe Daumann
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