Nichts so praktisch wie gute Theorie
Einer der Schwerpunkte der Arbeit des MOK Fulda ist die Ausbildung von Sozialpädagogen zu auch Medienpädagogen an der Hochschule Fulda. Umfang und Inhalt der Seminare sind bescheiden, gemessen an der Bedeutung von Medien für die Sozialisation Jugendlicher und unserer Gesellschaft allgemein.
Aber beides trifft den gemeinsamen Nenner medienpädagogischer Bildung an Hochschulen:
oMedienentwicklungen und die damit verbundenen sozialen, ethischen, po-litischen und ökonomischen Folgen;
oStand der Kinder- und Jugendmedien-forschung;
oKonzepte und Methoden für einen handlungsorientierten Umgang mit Medien und deren Umsetzung in prak-tisches Handeln;
omedientechnische Fertigkeiten und deren Einbindung in handlungsorien-tierte Projektarbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Schwerpunkt unserer Aktivitäten ist dabei immer eine Ausrichtung auf handlungsorientierte Projekte. Dies ist kennzeichnend für die Medienkompetenzvermittlung in den hessischen Medienprojektzentren Offener Kanal.
Projektarbeit ist aber mehr als eine Methode, um Kindern und Jugendlichen Kompetenzen zu vermitteln, damit sie sich in einer demokratisch verfassten Gesellschaft „innerhalb einer von Medien bestimmten Welt selbstbewusst, eigenverantwortlich und produktiv verhalten können“, wie die Kultusministerkonferenz 1995 erklärte.
Gemeinschaftliches Arbeiten, also Kooperation, in die sich der Einzelne nach Maßgabe seiner Fähigkeiten und seiner Potentiale einbringt, ist die Voraussetzung für demokratische Beteiligung und Grundlage jeder demokratischen Gesellschaft. Handlungsorientiertes Arbeiten in Projekten ist nicht nur pädagogische Methode zum Vermitteln von Inhalten – was die Rede vom Königsweg meint, die in pädagogischen Schriften immer wieder auftaucht -, sondern unverzichtbarer Rahmen in dem und aus dem entwickelt wird, was die beteiligten Akteure, Projektteilnehmer und Projektleiter unter sinnvoller Nutzung von Medien in einer demokratischen Gesellschaft verstehen.
Anzunehmen, die Vermittlung von medienspezifischem Handlungs- und Orientierungswissen wäre geeignet, um gleichberechtigten Zugang zum öffentlichen demokratischen Diskurs zu erzeugen, greift zu kurz. Ein wesentliches Kriterium ist die Motivation des Einzelnen, sich in diesen Prozess aktiv einzubringen, und dazu gehört die Erfahrung des Beteiligtseins, des Gehörtwerdens und des Erlebens von selbst bestimmtem Handeln in einer Gruppe, die gemeinsam Ziele entwickelt. Gleichheit in einer Demokratie kann nicht nur gelehrt werden, sondern wird in einem Prozess individueller Entwicklung und gesellschaftlicher Kommunikation erarbeitet. In der Medienpädagogik stellt die Projektarbeit hierfür die Plattform.
Author: A.Jaenicke, LPR Hessen
E-Mail: jaenicke@mok-kassel.de