Neues Konzept für NKLs in Hessen entwickelt

Junge Menschen ermutigen, sich mit Medien auszudrücken –
Wie Bürgermedien zu mehr Sprach- und Medienkompetenz beitragen können. – Neues Konzept entwickelt

 

Die Fähigkeit seine Interessen zu vertreten und sie in der jeweiligen Situation angemessen zu kommunizieren, ist  eine wichtige Voraussetzung für das (Über-)Leben in einer globalisierten Medien-Welt. „Ich traue mich jetzt eher fremde Leute anzusprechen“, „Interviewen ist gar nicht so leicht, aber eine gute Erfahrung“. Das sind nur einige Äußerungen von benachteiligten Jugendlichen, die eine Woche in einer Übungsredaktion selbst eine Radiosendung produziert haben.

Das Konzept „Handlungsorientierte Sprach- und Medienkompetenzförderung“ setzt beim Sprechen und Verstehen an und ermutigt Jugendliche und junge Erwachsene sich in den Bürgermedien auszudrücken;  auch und gerade dann, wenn sie im bisherigen Bildungsverlauf im sprachlichen Bereich wenig positive Erfahrung sammeln konnten.

In einem Plan- und Rollenspiel schlüpfen Auszubildende und Schülerinnen in die Rolle von Journalisten einer nichtkommerziellen Radiostation. Dabei lernen sie nicht nur, die Medien besser zu verstehen, sie artikulieren ihre Themen und Interessen und beschäftigen sich bei der Produktion einer Radiosendung intensiv mit Sprache. So entwickeln sie ihr persönliches Sprachvermögen im kreativen und im sozialen Bereich und erwerben ganz nebenbei Medienkompetenz. Der Ansatz ist ideal um Jugendliche aus unterschiedlichen Fördermaßnahmen und Projekten an das Bürgermedium Radio heranzuführen, denn das angstbesetzte schriftliche Formulieren tritt zurück, zugunsten der Konzentration auf gesprochene Sprache und das Artikulieren von Interessen.

 

 

Plan leitet Schritt für Schritt

Am Anfang steht die Themenfindung, am Ende eine einstündige Live-Magazinsendung, gefüllt mit den im Lauf der Woche erarbeiteten Beiträgen, Moderationen und natürlich Musik. Das Plan- und Rollenspiel heißt zwar „Spiel“, die Bedingungen aber sind der „Ernstfall“. Teilnehmerinnen und Teilnehmer spielen nicht Radio, sie sind es.
In Redaktionssitzungen vermitteln sie ihre Vorstellungen an die anderen Radioleute. Sie organisieren sich selbst, Sitzungsleitung und Protokollführung kommen aus ihrem Kreis und wechseln von Sitzung zu Sitzung. Teamerinnen und Teamer liefern den Rahmen und unterstützen.

 

 

Kontakt zu fremden Menschen aufzunehmen, kostet Überwindung

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nehmen am Telefon oder persönlich Kontakt auf zu möglichen Interviewpartnerinnen oder Interviewpartnern, klären Inhalte und vereinbaren Interviewtermine. Sie lernen diese persönlich kennen und führen das Interview. Den Kontakt zu fremden Menschen aufzunehmen, kostet immer wieder Überwindung, ist aber gerade für diese Gruppe eine wichtige Erfahrung, erweitert die sprachlichen Möglichkeiten und fördert Mut und Selbstvertrauen. Die Verantwortung für das eigene sprachliche Handeln nimmt dabei Schritt für Schritt zu: Für ihren Beitrag im Radio müssen sie ausdrücken können, was sie meinen, und verantworten, was sie sagen.

Unabdingbar ist eine Radioplattform, auf der die Magazinsendung öffentlich ausgestrahlt wird. Optimal ist ein Sendeplatz im UKW-Radio eines nichtkommerziellen Lokalradios oder des Bürgerinnen- und Bürgerfunks, eventuell erweitert um ein Internetradio oder Podcast.

 

 

Das Konzept: In zahlreichen Übungsredaktionen erprobt und weiterentwickelt
Das Konzept für das Plan- und Rollenspiel wurde von Niko Martin, Norbert Büchner und Katharina Mann entwickelt und in mittlerweile über 15 Übungsredaktionen mit weit über einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern erprobt und weiterentwickelt und in drei Multiplikatorenschulungen verbreitet. Gefördert wurde das Vorhaben im Rahmen der EQUAL-Entwicklungspartnerschaft OPTIMA durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, den Europäischen Sozialfonds sowie durch die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien.

 

 

Stolz auf die vollbrachte Leistung
Das Seminar lässt sich problemlos mit ganz unterschiedlichen Zielgruppen durchführen. Am Ende des Seminars steht immer der Stolz auf die vollbrachte Leistung im Vordergrund, aber auch das Wissen, mehr über Hintergründe der Medienproduktion erlebt und „begriffen“ zu haben.

 

Bei der Durchführung gilt es immer wieder, einen Mittelweg zu finden zwischen festen Rahmenbedingungen, die Halt geben, und Freiheit und Eigenverantwortung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Schwerpunkt muss aber unbedingt auf den Aspekten der Freiheit liegen: nur so kann sich Eigenverantwortung entwickeln, arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wirklich an ihren Beiträgen und nicht an einem beliebigen Arbeitsauftrag, der ihnen aber äußerlich ist.

Nicht ganz unwichtig: Das Konzept ist eine ideale Möglichkeit, neue Zielgruppen für das Bürgermedium Radio zu gewinnen.

 

 

Unterstützung von erfahrenen Radiomacherinnen und Radiomachern

„Für die Umsetzung des Konzepts, können wir Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die nicht über langjährige Radioerfahrung, im technischen aber auch im gestalterischen Bereich, verfügen, die Unterstützung von erfahrenen Radiomacherinnen und Radiomachern anbieten.“, verspricht Niko Martin allen Institutionen, Schulen, Berufsförderinstitutionen und anderen Trägern Hilfe bei der Umsetzung des Konzeptes.
Interessenten können die vier- bis fünftägige Schulung mit zusätzlicher Bereitstellung des umfangreichen Seminarmateriales (Ordner und Materialienkoffer) anfordern bei: Initiative Wiesbadener Medienzentrum e.V., Harald Kuntze, Felsenstraße 24, 65199 Wiesbaden, Fon und Fax: (0611) 4 20 07 85
harald.kuntze@gmx.de, www.wiesbadener-medienzentrum.de

Harald Kuntze und Niko Martin

 

Author: Harald Kuntze
E-Mail: harald.kuntze@gmx.de

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