„So werden Sie Kameraprofi“. Das klingt beinahe nach einer Zauberformel! Bereits beim ersten Blick fragt man sich, ob dieses wohl hält, was es verspricht. Der Klappentext macht schnell die Zielgruppe des Werkes klar: Ambitionierte Hobbyfilmer, die eventuell Geld mit Ihrem Hobby verdienen möchten.
Hinsichtlich dieser Zielgruppe muss ein Buch die Zielrichtung verfolgen, Inhalte zu vermitteln, die einen Umstieg vom Hobbyfilmer zum redaktionell arbeitenden (Semi-)Profi er-möglichen. Was benötigt ein Mensch der mit diesem Gedanken spielt an Werkzeug?
Ulrich Vielmuth packt in sein Werk einen großen Erfahrungsschatz. Mit vielen Tipps aus der Praxis erklärt er anschaulich welche Grundprinzipien gelten und welche, auch negativen Erfahrungen er gemacht hat. Zu Beginn des Werkes werden jedoch zunächst die Grundlagen geschaffen, die nötig sind, um weiterführende Inhalte zu verstehen. Hierbei wird zunächst ein Überblick über aktuelle Kameratypen und deren Vor- und Nachteile gegeben. Der Laie wird sich an dieser Stelle des Buches unweigerlich fragen, wie die ganze Fülle an Informationen behalten werden kann. Viele Fachausdrücke finden ihren Platz und der Hobbyfilmer wird sicherlich das eine oder andere Mal ein Lexikon zu Rate ziehen müssen.
Die Mühe lohnt sich jedoch, denn die Übersicht über aktuelle Entwicklungen, ist im sich ständig wandelnden Medienzeitalter unumgänglich.
In einem nächsten Schritt werden grundlegende Bildgestaltungsprinzipien erläutert, wobei in leicht verdaulichen Häppchen filmische „No-Go`s“ und deren Vermeidung eingestreut werden. Dabei vermeidet der Autor gekonnt belehrend zu wirken und greift abermals auf seinen reichen Erfahrungsschatz zurück. Das Verhältnis von filmtheoretischen Anteilen und praktischen Hinweisen hält sich gut die Waage. Auch bekommt der Leser durch hilf-reiche Tipps zu Kameraausrüstung und Tonequipment einen ersten, schnellen Eindruck von der Komplexität einer Fernsehproduktion. Wer jedoch den Sachverhalt tiefer verste-hen möchte, muss an dieser Stelle bereits zu Sekundärliteratur greifen, da filmische Sachverhalte oft sehr verkürzt dargestellt werden. Einige zusätzliche Illustrationen hätten hier sicherlich hilfreich gewirkt.
Eine große Hilfestellung geben indes die Auflistungen von möglichen Ausstattungsvarianten in unterschiedlichen Preisklassen. Der Autor hat bis aufs kleinste Detail nötige Aus-rüstungsmöglichkeiten zusammengestellt und diese in sauber illustrierten Listen abdrucken lassen. Im weiteren Buchverlauf werden etwas knapp Schnittsysteme und deren spezifischen Vor- und Nachteile erläutert.
Besonders positiv stechen die Erfahrungsberichte von Profis aus unterschiedlichen Fach-bereichen der Fernsehproduktion hervor. So bekommt der Leser aus erster Hand Inhalte vermittelt, die sonst nur schwer zugänglich sind. Damit ist nicht eine fachliche Belehrung gemeint, wie sich sonst häufig in solcher Literatur findet, sondern vielmehr ein direkter Bericht aus dem Alltagsleben und damit verbunden den Alltagsproblemen und deren Lö-sungen von professionellen Fernsehmachern.
Der Umstieg in die Welt der Fernsehproduktionen stellt Neueinsteiger nicht nur vor fachliche Probleme, sondern erfordert auch ein gewisses Maß an Fachwissen. Damit sind vor allem die Fragen des Honorars, des Medienrechts und der Equipmentbeschaffung gemeint. Ulrich Vielmuth gibt auch auf diese Fragen eine kurze und präzise Antwort. Der Leser bekommt schnell einen ersten Eindruck hinsichtlich der Möglichkeiten, Grenzen und Kosten filmischer Arbeit. Dabei werden keine unrealistischen Vorstellungen hervorgerufen. Vielmehr wird schnell klar, dass man auch in dieser Branche immer auf dem Boden der (harten) Tatsachen bleiben muss.
Abschließend berichtet der Autor über unterschiedliche Dreherfahrungen. Er bindet wichtige Informationen gekonnt in den Erzählfluss ein und der Leser lernt „en passant“ wichti-ge Kniffe des Drehalltags kennen, die sich einmal mehr nicht nur auf den rein fachlichen Bereich des Filmens beziehen. Tipps zu der Verwendung von Presseausweisen, die Er-langung einer Akkreditierung oder die richtige Unterbringung des Kameraequipment über Nacht führen dem Leser Sachverhalte vor Augen, an die im ersten Moment gar nicht gedacht wird.
Fazit:
Das Buch gibt einen sehr guten Einblick in die Welt der Fernsehproduktion. Die vielen Erfahrungsberichte gestalten das Lesen des Werkes leicht und verständlich. Durch praktische Tipps werden viele, mit Sicherheit auftretende Probleme vor, während oder nach dem Dreh, bereits im Keim verhindert. Die anfangs erwähnte Zauberformel „So werden Sie Kameraprofi“ stimmt zumindest zum Teil. Der Griff zur weiteren Literatur wird jedoch nicht zu vermeiden sein. Dennoch vermittelt das Buch die grundsätzlichen Themen-komplexe in einem gut überschaubaren Rahmen.
Vielmuth, Ulrich: „So werden Sie Kameraprofi“. Fachverlag Schiele und Schön. 1.Auflage. Berlin 2007. 320 Seiten. ISBN 978-3-7949-0769-4
Author: Ronald Senft
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