Internationales Netzwerk für mehr Internetsicherheit
Industrie und Regulierungsstellen sollen beim Thema Internetsicherheit künftig noch enger zusammenar-beiten. Dafür haben sich beim diesjährigen MedienColloquium am Montag in Berlin führende Vertreter der Politik und des Jugendmedienschutzes ausgesprochen.
Der jährlich stattfindende Kongress stand dieses Mal unter dem Titel „Internetsicherheit als Netzwerk – Nationale und Europäische Perspektiven“. Auch bei der internationalen IT-Wirtschaft findet der Vorsatz, die Internetnutzer besser zu schützen, einen breiten Konsens. Das betonten die Sprecher von Unternehmen wie Micro¬soft, Google, Eplus, MySpace, StudiVZ und bebo in Berlin. Vorgestellt wur¬de auf dem international besetzen MedienColloquium außerdem der neue Verbund „saferInternet.de“: In ihm kooperieren künftig deutsche Internet-Beschwerdestellen und Medienkompetenz-Initiativen.
Über 100 Internet-Experten aus ganz Europa waren der Einladung der Landeszen¬trale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) nach Berlin zum dies¬jährigen MedienColloquium gefolgt. Unter ihnen Microsoft-Europa-Chef Jan Mühlfeit und Annette Kroeber-Riel (European Policy Councel, Google), sowie Richard Swetenham (Leiter der Abteilung für eContent und ein sichereres Internet der Europäischen Kommission) und Martin Stadelmeier (Chef der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz und Vertreter der Rundfunkkommission der Länder), sowie die Direktoren der Landesmedienanstalten von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen Manfred Helmes und Prof. Dr. Norbert Schneider.
Zu einer Unternehmenskultur der Verantwortung rief LMK-Direktor Manfred Helmes die anwesenden Vertreter der Internetwirtschaft auf. „Die Politik der Selbstregulierung ist insgesamt der richtige Weg, aber er muss von Seiten der
Industrie auch ernsthaft beschritten werden““, betonte Helmes auch in seiner Funk¬ion als stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz. Er forderte alle Beteiligten auf, eine Kultur der Verantwortung aufzubauen und die Zusammenarbeit zwischen Regulierung bzw. staatlichen Stellen wie der Kommission für Jugend-medienschutz und der Wirtschaft konstruktiv mitzugestalten.
Sicherheit für Kinder und Jugendliche in Social Communities
Wenn es darum geht, die Sicherheit im Internet für Kinder und Jugendliche zu erhöhen, rücken die so genannten Sozialen Netzwerke (Social Communities) in den Fokus. Nach jüngsten Forschungsergebnissen haben bereits fast drei Viertel der zwölf- bis 19-jährigen Internet-Nutzer Erfahrungen mit entsprechenden Freundschafts¬plattformen im Internet gemacht (41 Prozent besuchen diese Plattformen täglich, Quelle: JIM-Studie, vorgestellt am 28.11.2008). „Es gibt darunter zahlreiche Tritt¬brettfahrer, die die Naivität und die Freude der Nutzer schamlos missbrauchen“, warnte Prof. Dr. Norbert Schneider (Direktor der Landesanstalt für Medien (LfM) Nordrhein-Westfalen, vor dem dunklen Teil solcher Netzwerke.
Beim Thema Internetsicherheit setzt die EU-Kommission auf das Engagement von allen Beteiligten – von Eltern, Lehrern, staatlichen Stellen und der Polizei. Um Da¬tenschutz zu gewährleisten und unerwünschte Inhalte zu vermeiden, seien aber vor allem die Anbieter der sozialen Netzwerke selbst gefordert, erklärte Richard Swetenham (Referatsleiter eContent & Safer Internet, Europäische Kommission): „Die Anbieter von Communities müssen die Verantwortung dafür übernehmen, die potenzielle Risiken für ihre Nutzer zu erkennen und Maßnahmen einzubauen, die diese Risiken minimieren“.
Die Bedeutung der Regulierung betonte Martin Stadelmeier (Chef der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz und Vertreter der Rundfunkkommission der Länder): „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Es muss Regelungen und rechtliche Grenzen auch für das Internet geben.“ Stadelmeier stellte heraus, dass die Regulierung des Internets wegen der Internationalität des Mediums eine „Mammutaufgabe“ sei, die nationaler und internationaler Maßnahmen bedürfe: „Ich begrüße daher, dass sich die versammelten Akteure in Deutschland im Rahmen des saferinternet-Programms der Europäischen Union zu einem Verbund zusammenge-schlossen haben, um die Sicherheit im Internet für alle Nutzer, aber gerade auch für Kinder und Jugendliche nachhaltig zu erhöhen.“
Deutsche Internet-Beschwerdestellen und Medienkompetenz Initiativen unter einem gemeinsamen Dach
Bereits seit mehreren Jahren unterstützt die Europäische Union sowohl Internet-Beschwerdestellen (Hotlines) als auch Initiativen zur Förderung von Medienkompetenz (awareness nodes) in ihren Mitgliedsländern. Beim MedienColloquium berichteten Vertreter verschiedener europäischer Projekte, u. a. aus Polen, Spanien und Griechenland, von Ihren erfolgreichen Ansätzen für mehr Internetsicherheit.
In Deutschland kooperieren die nationalen Akteure künftig in dem Verbund „saferInternet.de“.
Konkret bedeutet dies, dass die beiden Hotlines „internet-be¬schwerdestelle.de“ (getragen von eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V. und Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e. V., FSM) und „jugend-schutz.net“ sowie die Medienkompetenz-Initiative „klicksafe“ (getragen von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz/LMK und der Landesanstalt für Medien/LfM Nordrhein-Westfalen) und das Kinder- und Jugend¬telefon (helpline) von „Nummer gegen Kummer“ in Zukunft noch enger zusammen. Die LMK hat die Koordinierungsaufgabe dieses Verbundes übernommen.
Author: Dr. Joachim Kind
E-Mail: kind@lmk-online.de