Der Radiokoffer: Wohlbekannte Klänge mit neuer Technik

In Kooperation mit der CoLab gGmbH aus Speyer geht die Ludwigshafener medien+bildung.com gGmbH ganz neue Wege und entwickelt einen Radiokoffer, der speziell auf die Bedürfnisse von schulischen Radiogruppen abgestimmt ist.

 

Das Radiostudio im Kofferformat eröffnet Möglichkeiten, die bisher nur professionellen Radiomachern vorbehalten waren. Die jungen Nachwuchsmoderatoren/innen erlernen so nicht nur den Umgang mit moderner Computertechnik, sondern üben auch das freie Reden und erweitern spielerisch ihre Sprach- und Ausdrucksmöglichkeiten.  Eine der Partnerschulen, an der die innovative Technik getestet wird, ist die Regionale Schule Rülzheim. Hier befindet sich die Radio-AG noch im Aufbau, doch im nächsten Jahr wird sich die Radiogruppe auf der neuen Internetplattform edura.fm präsentieren und mit eigenen Beiträgen auf Sendung gehen.

 

Aus den Boxen dröhnt James Browns Funk-Klassiker „I feel good“ und die beiden Moderatorinnen Myriam und Janina wippen im Takt zur Musik. Doch was aussieht wie entspanntes Musikhören, ist in Wirklichkeit harte Arbeit. Gerade mal zwei Minuten bleiben den beiden Nachwuchsmoderatorinnen um die Stichworte für ihre nächste Moderation zu notieren. Da erklingen schon die Schlussakkorde des Megahits aus dem Jahr 1966 und das Blinken der roten Signalleuchte ermahnt alle An-wesenden zur äußersten Ruhe. Jetzt heißt es: „Achtung, wir sind live auf Sendung“, und schon kündigt Myriam den nächsten Beitrag mit leicht bebender Stimme an. Langsam sprechen, nur nicht verhaspeln! Der Umgang mit den Stichwortkarten ist noch ungewohnt. Dabei ist es gerade das freie Sprechen, was Myriam beherrschen muss, wenn sie später in ihrem Traumberuf als Chefredakteurin bestehen möchte. Sobald das alarmierende Rot der Signalleuchte erlischt, fällt auch die Anspannung merklich ab. Doch noch immer bleiben 12 Minuten höchste Konzentration, bevor sich Myriam und Janina von ihren Hörern/innen verabschieden können. Schnell noch in den nächsten Hit reinhören, damit der Übergang beim Überblenden klappt. Die Uhr tickt, es bleiben kaum noch 20 Sekunden, bis der laufende Beitrag vorbei ist und die beiden Moderatorinnen wieder live auf Sendung gehen müssen. Doch plötzlich passiert es: die zitternden Finger drücken aus Versehen den falschen Knopf und im selben Moment läuft ein Beitrag an, der noch gar nicht anmoderiert ist. Der Versuch zu korrigieren führt prompt zu einem Sendeloch – Abbruch der Übung! Die beiden Schülerinnen sind für einen Moment perplex, dann lachen sie beide und sind froh, zumindest so weit gekommen zu sein. „Man muss als Radiomoderator multitasking-fähig sein“ resümiert Myriam. „Dann ist es kein Beruf für Männer“, feixt ihre Freundin Jasmin.

 

Dass die Schülerinnen das Radiomachen so realitätsnah erfahren können, ist einer Initiative der Ludwigshafener medien+bildung.com gGmbH und der Speyerer Colab gGmbH zu verdanken. Gemeinsam errichten die beiden Partner derzeit ein rheinland-pfalz-weites Internet-Radioportal, in dessen Rahmen auch die Gel-der für den Prototyp des ersten Radiokoffers bereit-gestellt werden konnten. Das Entwicklungsteam um den Medienpädagogen Steffen Griesinger (m+b.com) hatte bereits im Sommer 2008 Kontakt zur Münchner Softwarefirma mediatron aufgenommen, um auf der Basis der Spezialsoftware „Radiocube I-Broadcaster“ einen „all-in-one-Radiokoffer“ zu konzipieren. Mit dem Koffer ist es möglich, live ins Internet zu streamen. Damit können Schüler, Eltern und Lehrer das Programm weltweit über Internetradio empfangen. Die Software unterstützt die Moderatoren/innen bei den Sendungen, die sich ganz einfach am Computer planen lassen. Sogar eine Sendeautomation ist möglich, bei der 24 Stunden am Tag ein automatisches Programm erzeugt wird. Wenn die Moderatoren/innen live auf Sendung gehen, helfen ihnen professionelle Radiofunktionen, um einen perfekten Ablauf zu gewährleisten. So zeigt beispielsweise eine „On-Air“-Lampe an, dass die Mikrofone eingeschalten sind. In diesem Fall werden auch die Monitorboxen automatisch ausgeschaltet, um Rückkopplungen zu vermeiden.

 

Langfristig sollen viele Schulen in die Lage versetzt werden, mit solch einem Koffer zu arbeiten. Dafür sind aber noch weitere Partner nötig. Produziert werden soll der Koffer von den Auszubildenden der gemeinnützigen CoLab GmbH, die auch den technischen Support übernehmen. Die Firma mediatron stellt ihr Produkt kostengünstig für Ausbildungszwecke zur Verfügung. Doch es müssen noch Sponsoren gefunden werden, um die anvisierte Kostenobergrenze von 3000 Euro pro Koffer einhalten zu können. Steffen Griesinger ist sich sicher, dass so in Zukunft Schulen eigene Internetradios aufbauen können. „Das Mitwirken an einem eigenen Internetradiosender“, so der Medienpädagoge, „motiviert zum selbständigen Arbeiten, weckt Interesse für Berufe der Technik- und Informationsbranche und fördert die Sprachkompetenz der Schüler/innen.“

 

Kontakt:

–          medien+bildung.com gGmbH, Steffen Griesinger, Telefon: 0621 5299173, griesinger@medienundbildung.com, www.medienundbildung.com

–          CoLab gGmbH, Thomas Friedrich, Telefon: 06232 877350, t.friedrich@colab.de, www.colab.de

  

Author: Hans-Uwe Daumann
E-Mail: daumann@medienundbildung.com

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