Am 20. Mai wurden im Bundeskanzleramt in Berlin die Integrationspreise „respekt“ verliehen, gleichbe-rechtigt an 16 Landessieger.
Gewinnerprojekt in Rheinland-Pfalz ist „Hörst Du uns – Ludwigshafens junge Migranten auf Sendung“, getragen von medien+bildung.com gGmbH und der Stadt Ludwigshafen am Rhein.
Jugendliche überwiegend mit Migrationshintergrund bringen ihre Themen ins Radio. Selbst moderieren, selbst Nachrichten lesen, selbst Interviews aufnehmen und schneiden, selbst Jingles komponieren und eine eigene Radiosendung zusammenstellen: Im Projekt „Hörst Du uns?“ von medien+bildung.com in Kooperation mit der Stadt Ludwigshafen lernen die Jugendlichen, wie sie ihr eigenes Radioprogramm gestalten können. Das Ergebnis wird im Internet, über den Mannheimer Radiosender „bermudafunk“ und das Pausenradio der Schillerschule veröffentlicht.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer, hat in diesem Jahr erstmals den Integrationspreis „respekt“ ausgelobt. Pro Bundesland hat die Jury ein Gewinnerprojekt ermittelt, das jeweils mit 1.000 Euro prämiert und öffentlich vorgestellt wird. In Rheinland-Pfalz hat das Projekt „Hörst Du uns – Ludwigshafens junge Migranten auf Sendung“ gewonnen.
Prämiert wurden Projekte und Initiativen von Jugendlichen, die sich besonders um die Integration vor Ort verdient machen. Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren konnten sich von Januar bis März 2009 mit eigenen Projekten für „respekt2009“, den Integrationspreis der Bundesregierung, bewerben. Die Resonanz auf den Teilnahmeaufruf war enorm. Insgesamt sind 250 Beiträge eingegangen, hinter denen über 4.000 Beteiligte stehen.
Bei „Hörst Du uns – Ludwigshafens junge Migranten auf Sendung“ können Jugendliche ihr eigenes Radioprogramm gestalten. „So wird nicht nur die Sprachkompetenz der Jugendlichen geschult, sie steigern auch ihr Selbstbewusstsein und lernen den Umgang mit der Medientechnik“, fasst Markus Horn, Medienpädagoge bei medien+bildung.com, als Radioprofi und Betreuer das Projekt zusammen. Auch inhaltlich eröffnen sich den Jugendlichen neue Wege. Nicht nur Schule und Freizeit stehen im Mittelpunkt der Beiträge, häufig werden auch politische Themen aufgegriffen. „Mittelfristig wollen wir uns richtig einmischen und die Interessen der Jugendlichen vertreten“, erklärt Markus Horn weiter. Für dieses Engagement zur Integration von jungen Migrantinnen und Migranten wurde das Projekt „Hörst Du uns“ als Sieger in Rheinland-Pfalz mit dem Integrationspreis „respekt2009“ ausgezeichnet.
„Wir haben klein angefangen. Die Jugendlichen interviewten sich gegenseitig und befragten sich über ihre Interessen“, erzählt Markus Horn. Danach ging es raus auf die Straße. Über die Schule und den Jugendtreff wurde berichtet, über Moscheen und den Islam. Jetzt trauen sich die Nachwuchsradiomacher auch an die großen Themen. Einer der teilnehmenden Jugendlichen ist Mohammed El-Haddadi. Er hat schon vorher bei Radioprojekten mitgemacht und ist von „Hörst Du uns“ begeistert. „Derzeit wird über die Umstrukturierung der Realschulen debattiert“, erklärt Mohammed El-Haddadi, „dagegen möchte ich mich starkmachen.“ Dafür hat die Radiogruppe bereits diverse Fachtagungen besucht und hatte dabei mehrfach die Gelegenheit, den Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz zu interviewen. „Wir sprechen häufig mit Politikern oder Schuldirektoren zu dieser Sache“, erzählt Mohammed. „Es ist faszinierend, wie viel Zeit sich die Interviewpartner nehmen, um auch wirklich jede Frage zu beantworten“, freut sich Markus Horn.
Die Themen der Beiträge und ihre Fragen überlegen sich die Jugendlichen stets selbst. „Unsere Jungs entwickeln Ideen, auf die ich selbst gar nicht komme“, staunt der Radioprofi. Das sind Fragen rund um das Zusammenleben in Ludwigshafen, aber auch nach den Möglichkeiten und Rechten von Jugendlichen. „Durch ihr Engagement beim Radio verwirklichen sich die Jugendlichen und trauen sich endlich, auch was zu sagen“, ist Markus Horn stolz.
Fotos: Die Preisträger von „Hörst Du uns“ auf der Bühne und bei der Arbeit – im Interview mit Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer (medien+bildung.com)
Author: Hans-Uwe Daumann
E-Mail: daumann@medienundbildung.com