Neue Broschüre zur Medienkompetenzföderung erschienen

 

Bei der Vermittlung von Medienkompetenz ergeben sich oft eindeutige sozial bedingte Unterschiede. Wie auch Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen einen sicheren Umgang mit neuen Medien erfahren können, ist das Thema der neuen Broschüre der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM).

 

Die hierzu veröffentlichte LfM-Expertise (Leitung: Professor Dr. Nadia Kutscher, Katholische Hochschule NRW, Aachen) greift bisherige Erkenntnisse zur Medienkompetenzförderung sozial benachteiligter Kindern und Jugendlichen auf und fasst zusammen, welche und wie sie Medien nutzen. Jugendlichen mit einer niedrigeren formalen Bildung steht danach ein wesentlich beschränkteres Nutzungsspektrum zur Verfügung als Jugendlichen mit einem privilegierten Bildungshintergrund.

 

Bezogen auf die Nutzung des Internets bedeutet das beispielsweise, dass die Auswahl von Online-Angeboten vor dem Hintergrund der eigenen Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten erfolgt: Gymnasiasten wenden sich ausweislich unterschiedlicher Studien eher informationsorientierten Angeboten zu als Hauptschüler, die z. B. stärker an Chatangeboten interessiert sind. Die unterschiedlichen Ressourcen, über die die Jugendlichen herkunftsbedingt verfügen, bedingen somit auch die Mediennutzung und können Ungleichheiten verstärken.

 

Schließlich werden auf der Basis bestehender Erkenntnisse Schlussfolgerungen für die Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten sozialen Schichten gezogen. Erfahrungen zeigen, dass eine Herangehensweise, die vorrangig Defizite – z. B. einseitiger Medienumgang, unkritische und unterhaltungs- und konsumorientierte Mediennutzung, mangelnde Konzentration und geringes Durchhaltevermögen – der Jugendlichen im Blick hat, wenig Erfolg versprechend ist. Vielmehr müssen die Gründe für die Nutzungsmuster der Kinder und Jugendlichen erst einmal verstanden und akzeptiert werden und die medienpädagogische Arbeit an ihrer Lebenswelt ansetzen. Das bedeutet unter anderem, dass von sog. kognitiven, allein am Wissenserwerb-orientierten Konzepten Abstand genommen werden und praktische, produzierende, spiele- und kommunikationsorientierte Medienarbeit im Mittelpunkt stehen sollte. Neben der Förderung von Persönlichkeits- und Sozialkompetenzen sollte eine offene prozessorientierte Vorgehensweise im Vordergrund stehen. Das heißt etwa für die Medienarbeit in Jugendzentren, dass nicht ein langer Film das Endprodukt sein sollte, sondern kürzere Filme.

 

Ergänzend zeigt die Broschüre auf, wie und wo in der Kinder- und Jugendhilfe in Nordrhein-Westfalen die Medienkompetenzförderung verstärkt etabliert werden kann.

 

Die Erkenntnisse münden schließlich in ein Konzept zur medienpädagogischen Qualifizierung für die Arbeit mit der genannten Zielgruppe. Dabei werden abgeleitet aus den vorhergehenden Untersuchungsschritten sowohl inhaltliche, didaktische als auch strukturelle Überlegungen einbezogen.

 

Die Expertise bietet sowohl der LfM als auch Dritten, die in diesem Bereich aktiv sind, – wie Ministerien und Trägern von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe – eine Grundlage für die Entwicklung von bedarfsgerechten Qualifizierungsmaßnahmen für sozial- und medienpädagogische Fachkräfte. Zudem hält die Studie auch für Pädagogen interessante Informationen darüber bereit, wie Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Milieus Medien nutzen und welche Ansatzpunkte der Medienarbeit Erfolg versprechend sein können.

 

Ausgangspunkt der Expertise waren die Modellprojekte zur Förderung der Medienkompetenz sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher in Nordrhein-Westfalen. Die von der LfM initiierten und geförderten Projekte wurden von Mai 2005 bis Sommer 2006 in Remscheid, Gelsenkirchen, Ruhrgebiet/Düsseldorf, Münster und Neukirchen-Vluyn durchgeführt. Die dort gesammelten Erfahrungen, sozialpädagogische Fachkräfte für medienpädagogische Arbeit zu sensibilisieren und zu qualifizieren, wurden für die Entwicklung weiterer Fördermaßnahmen in der vorliegenden Broschüre strukturiert aufgearbeitet. Link: http://www.lfm-nrw.de/medienkompetenz_neu/infos_projekte/foerderungkompetenz.php3

 

 

Bibliographischer Hinweis:

Kutscher, Nadia; Klein, Alexandra; Lojewski, Johanna; Schäfer, Miriam:

„Medienkompetenzförderung für Kinder und Jugendliche in benachteiligten Lebenslagen“,

LfM-Dokumentation Band 36, ISBN 978-3-940929-09-9

 

 

Bezugsmöglichkeit:

Die Broschüre kann in gedruckter Form kostenlos bei der LfM unter http://www.lfm-nrw.de/publikationen/article/1014 angefordert werden.

 

 

 

 

Author: Dr. Peter Widlok,
E-Mail: pwidlok@lfm-nrw.de.

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