Fachtagung „Qualitätsentwicklung in Bürgermedien“ in Kooperation mit dem Bundesverband Bürger- und Ausbildungsmedien (bvbam) in Weimar
„Der Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln?“
Qualität im Journalismus definieren zu wollen, gleicht dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln.“ So mancher Vortragende auf der Fachtagung „Qualitätsentwicklung in Bürgermedien“ der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) und des Bundesverbands Bürger- und Ausbildungsmedien (bvbam) griff dieses humorige Zitat des Medienforschers Prof. Dr. Stephan Ruß-Mohl auf, um das Dilemma allgemein zu illustrieren. TLM und bvbam hatten am vergangenen Freitag nach Weimar eingeladen, um mit Experten aus dem In- und Ausland über die Bedeutung der Qualitätsdiskussion in den Bürgermedien zu diskutieren und den Teilnehmern Rüstzeug für die Umsetzung dieser Prozesse mitzugeben.
Deutlich wurde, dass diese Diskussion aus den Bürgermedien nicht mehr wegzudenken ist. Anhand von vier Beispielen aus der Schweiz, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Rheinland-Pfalz wurde gezeigt, wie durch Fortbildung, Coaching und kontinuierliche Evaluation in den Sendern der Notwendigkeit der Qualitätsentwicklung Rechnung getragen wird.
Prof. Dr. Vinzenz Wyss von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Zürich prognostizierte, dass die Bürgermedien mit Blick auf die Publizistik einen Bedeutungszuwachs für die lokale Berichterstattung erfahren, da es dem Journalismus zukünftig immer schwerer fallen wird, sich zu refinanzieren. Daran anknüpfend bekräftigt Florian Kerkau vom Berliner Consulting-Unternehmen Goldmedia, basierend auf den Erfahrungen aus Mecklenburg-Vorpommern, dass es für die Relevanz der Bürgersender entscheidend ist, dass diese einerseits über die klassischen Massenmedien und andererseits im Internet ihre Zielgruppen erreichen.
Prof. Dr. Erich Schäfer von der Fachhochschule Jena stützte diese Position mit Blick auf die Thüringer Ergebnisse und hob in einer eigenen These die Bedeutung der Verbreitung der Bürgermedien im Radio und Fernsehen sowie im Internet hervor. Christian Köllmer von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation in Ludwigshafen verwies abschließend auf die Notwendigkeit der Kontinuität bei der Qualitätsentwicklung. „Das Implementieren von solchen Verfahren ist nicht im Zeitraffer zu erreichen“, so Köllmer. In Rheinland-Pfalz wurde 2011 die dritte Stufe des dortigen Indikatorenprozesses mit hoher Akzeptanz bei den Bürgerfunkern durchgeführt.
TLM-Direktor Jochen Fasco teilt den vom niederländischen Präsidenten des Community Media Forum Europe (CMFE), Pieter de Wit, formulierten zusammenfassenden Eindruck, wonach der deutschsprachige Raum eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung der Bürgermedien in Europa einnimmt. „Basierend auf den Thüringer Erfahrungen muss hervorgehoben werden, dass die Vorreiterrolle hart erarbeitet ist. In den letzten zwei Jahren hat der Thüringer Bürgerrundfunk zusammen mit der TLM intensiv an seiner Weiterentwicklung gearbeitet“, bestätigt TLM-Direktor Jochen Fasco.
Author: TLM
E-Mail: mail@tlm.de