Sind Kleinkinder schon groß genug für die Medienwelt?

Kinder kommen immer früher mit digitalen Medien in Berührung. Eltern und Erziehende sind oft verunsichert, ab wie viel Jahren Medienkonsum sinnvoll ist und welche Medieninhalte oder -geräte geeignet sind. „SCHAU HIN!“, der Medienratgeber für Familien, empfiehlt ihnen, diese erst mit Kindern ab drei Jahren zu nutzen und die Angebote vorab genau zu testen.

Viele Kinder kommen immer früher mit Medien in Berührung: Ob beim gemeinsamen Fußballschauen vor dem Fernseher, der nach wie vor Leitmedium in den Familien ist, oder durch den Siegeszug der einfach zu bedienenden Smartphones und Tablets. Da Eltern und Geschwister diese Medien oft regelmäßig nutzen, wird dadurch auch das Interesse von Kleinkindern geweckt. Einige Eltern nutzen mobile Geräte auch, um ihr Kind unterwegs zu beschäftigen oder etwa zum Essen zu bewegen.

Real vor digital

Für Kinder unter drei Jahren ist es wichtiger, zunächst einmal die reale Welt mit allen Sinnen zu erfahren, bevor sie elektronische Medien entdecken. Konfrontieren Eltern ihre Kinder zu früh mit elektronischen Medien, besteht die Gefahr, dass diese Erfahrungen zu kurz kommen und solche in der medialen Welt Kinder überfordern“, meint „SCHAU HIN!“-Mediencoach Kristin Langer. Gerade Kleinkinder brauchen ganzheitliche Erfahrungen wie gemeinsame Spiele in der Familie, Entdeckungen in der Natur und Sport. Die digitale Welt kann das Spielen im Garten und auf dem Spielplatz, Treffen mit Freunden oder das gemeinsame (Vor-)Lesen nicht ersetzen. Ab drei Jahren ist die Mediennutzung möglich, wenn das Kind auch Interesse daran zeigt. Gerade bei den allerersten Schritten in der Medienwelt sind die aktive und aufmerksame Begleitung der Eltern gefragt, geeignete Inhalte und ein überschaubares Maß gefragt.

Im Unterschied zu digitalen Anwendungen können Kinder das Bilderbuch oder Memory meist selbst aus dem Regal nehmen und erhalten schon zu Beginn haptisch und optisch eine sinnliche Erfahrung. Eine wichtige Voraussetzung für ein altersgerechtes Erlebnis ist, dass Kinder die Geschichten immer im eigenen Tempo und im Dialog mit den Eltern entdecken, was auch viele Bücher-Apps ermöglichen. Auch wenn die Bedienung oft intuitiv ist, sollten Eltern ihr Kind im Umgang mit Smartphones und Tablets stets begleiten, um sie bei inhaltlichen oder technischen Problemen zu unterstützen. Idealerweise testen sie Apps vorab und nutzen sie diese gemeinsam. Nur so erfahren Eltern, wie ihr Kind Medien aufnimmt und können vermeiden, dass es auf ungeeignete Inhalte stößt.

Geräte gut sichern

Wichtig ist, dass Eltern die Geräte kindersicher machen, indem sie Sicherheitseinstellungen aktivieren, einen kindgerechten Surfraum wie der KinderServer (für PC) bzw. die App „Meine-Startseite“ einrichten und die Internetverbindung ausschalten, wenn diese nicht gebraucht wird. Das Herunterladen von Apps ist im Kindesalter immer Aufgabe der Eltern. Vor der Installation gilt darauf zu achten, dass die Apps keine In-App-Käufe enthalten. In den App-Stores von Google und Apple muss dies mittlerweile angegeben werden. Diese können deaktiviert (iOS) oder zumindest mit einem Passwort versehen (Android) werden.

Geeignete Angebote vorab testen

Am besten leiten Eltern die Situation an und testen die Angebote erst einmal selbst. Geeignete Webseiten und Apps knüpfen direkt an die Lebenswelt der Kinder an und ermöglichen es, reale Erlebnisse darauf zu beziehen, etwa eine Tier-App mit dem Besuch des Streichelzoos. Sie sind zudem optisch ansprechend gestaltet, intuitiv zu bedienen und selbsterklärend, vermitteln spielerisch Wissen, sind möglichst werbefrei, enthalten keine ungeeigneten Verlinkungen, etwa zu Social Media, anderen Erwachsenenseiten oder Shops und sind aktuell. Tempo und zeitlicher Umfang müssen auf das Alter abgestimmt sein. Empfehlungsportale wie „klick-tipps.net“ oder die Datenbank für Kinder-Apps des Deutschen Jugendinstituts helfen bei der Auswahl.

Weitere Information

Empfehlungen für kindgerechte Apps, Webseiten, Sendungen und Computerspielen sowie konkrete Hinweise zu Sicherheitseinstellungen für Computer, Konsolen und mobile Geräte finden Eltern bei „SCHAU HIN!“ unter www.schau-hin.info.

„SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Telekommunikationsunternehmens Vodafone, der beiden öffentlich-rechtlichen Sender Das Erste und ZDF sowie der Programmzeitschrift TV SPIELFILM. Der Medienratgeber für Familien unterstützt seit 2003 Eltern und Erziehende dabei, Kinder im Umgang mit Medien zu stärken.

Kommentare sind geschlossen.