Medienwissenschaftler Haller sieht Medien in Ost und West vor gleichen Herausforderungen
In Neudietendorf ging gestern die zweitägige Konferenz „Medienlandschaft Ost. Besonderheiten und Herausforderungen nach 1989“ zu Ende. Wissenschaftler und Journalisten aus West und Ost waren der Einladung der Evangelischen Akademie Thüringen, der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (LZT) gefolgt, um anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Mauerfalls 1989 die Frage nach den Spezifika der ostdeutschen Medienlandschaft zu debattieren.
Durch den Mauerfall 1989 trafen zwei Welten aufeinander: die DDR-Gesellschaft, die „unterkomplex“ war, und die westdeutsche Gesellschaft, die „überkomplex“ war, sagte der Leipziger Medienwissenschaftler Michael Haller auf der Tagung. Die Diskrepanz zwischen West und Ost sei zwar gesellschaftlich heute noch lebendig, gerade die Medien stünden aber in beiden Teilen Deutschlands vor „Transformationsprozessen“, die beide gleichermaßen betreffen.
Mit Blick auf die digitalen Umbrüche der Medienlandschaft betonte der FAZ-Korrespondent Dr. Reiner Burger: „Wir erleben einen atemberaubenden, aber faszinierenden Prozess, der fast im Monatsrhythmus Veränderungen im Publikumsverhalten nach sich zieht“.
Auch Jochen Fasco, Direktor der TLM, sieht in den rasanten Veränderungen und Herausforderungen durch Online-Angebote die größte Herausforderung für die klassischen Medien. „Es gibt kaum noch Unterschiede zwischen der ost- und der westdeutschen Medienlandschaft“, so Fasco. Kritisch wies der Leiter der LZT, Franz-Josef-Schlichting während des Abschlusspodiums der Tagung auf die „gewisse Diskrepanz zwischen den medialen Möglichkeiten einerseits und der Tiefe medialer Debatten andererseits“ hin.
Der Vortrag von Peter Marx, Deutschlandfunk, zum Thema „Journalismus im Umbruch. West-Journalisten im Ost-Einsatz nach 1989“ kann demnächst unter podcast.tlm.de nachgehört werden.