Das MOK Gießen wird im nächsten Jahr 20 Jahre jung. Viel Zeit also, in der ebenso viel hätte schief gehen können. Um es vorweg zu nehmen: So schlimm war es gar nicht. Nüchtern betrachtet blieben dem zweiten Offenen Kanal in Hessen spektakuläre Widrigkeiten sogar weitgehend erspart. Dabei ist es natürlich immer eine Frage des persönlichen Standpunktes, ob eine Misslichkeit lediglich als störend und unangenehm wahrgenommen wird, oder eben als apokalyptischer Vorbote.
Aber wo wir gerade von Apokalypse reden: Unangefochtene Nummer eins unter den verzichtbaren Widrigkeiten war ohne Frage das wiederholte Hochwasser in unseren Räumlichkeiten, das uns insgesamt viermal heimgesucht hatte. Zweimal war davon unser Studio betroffen, einmal das Foyer nebst den Büros im Parterre. Schuld waren monsunartige Niederschläge, denen die marode Kanalisation – wir residieren schließlich in 100 Jahre alten Gemäuern – nicht mehr Herr werden konnte. Ebenfalls auf das ehrwürdige Alter des Gebäudes war der Rohrbruch zurückzuführen, der Toiletten und Cafeteria im ersten Stock vorübergehend in ein Feuchtbiotop verwandelte.
Aber das alles liegt schon einige Jahre zurück und die verstopften Kanäle im Offenen Kanal sind inzwischen saniert. Hochwasser rangiert zudem ja eher unter dem Stichwort „höhere Gewalt“. Interessanter sind da zweifellos die Un-Fälle, die im weitesten Sinne auf menschliches Versagen zurückzuführen sind. Dass ein Kollege seinem zweijährigen Kind den Hauptschlüssel zum Spielen gibt und dieses den Schlüssel dann verschwinden lässt, zum Beispiel. Zum Glück fand sich der Schlüssel nach vier Tagen wieder, kurz bevor wir eine komplett neue Schließanlage in Auftrag gegeben hätten. Das war knapp.
Nicht nur knapp, sondern voll daneben war vor einiger Zeit allerdings die vollmundige Ankündigung eines übereifrigen OK-Produzenten, der uns eine Live-Sendung mit Verona Feldbusch (jetzt heißt sie Verona Pooth) anmeldete. Er behauptete bis zum bitteren Ende, eine Zusage von ihrem Manager gehabt zu haben. Natürlich kam keine Verona Feldbusch, und die Sendung ging als größter Flopp in die Gießener OK-Geschichte ein.
Auch Till Schweiger, der ja in Gießen Abitur gemacht hatte, war übrigens schon öfter zu Sendungen im OK eingeladen worden. Auch er fand den Weg zu uns leider nie. Allerdings gab es auch nie eine Zusage – auch keine eingebildete.
Dass aber auch verbindliche Zusagen noch keine Garantie darstellen, musste das MOK-Team in diesem Sommer am eigenen Leibe erfahren.
Anlässlich der Landesgartenschau war eine große Reportage geplant, in der Verantwortliche, Veranstalter und Befürworter, aber auch Gegner des Ereignisses zu Wort kommen sollten. Nach umfangreichen Vorplanungen, vielen Vorgesprächen und der erfolgreichen Suche nach Moderatoren hatten es sich inzwischen aber (fast) alle wichtigen Gäste anders überlegt oder hatten keine Zeit mehr. Über den wahren Grund kann man nur mutmaßen: Da sich in Gießen eine engagierte Interessengemeinschaft gegen die LGS gebildet hatte, wollte sich wohl niemand vor laufender Kamera auf dünnes Eis begeben. Ergo: Keine große Reportage.
Rückschläge gehören zum Alltag nun mal, wie der Erfolg auch. Und wie eingangs schon festgestellt: Im Großen und Ganzen lief im Offenen Kanal Gießen alles nach Plan – meist.